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Dean Wareham

»s/t«

Sonic Cathedral

Die erste Solo-Veröffentlichung von Dean Wareham seit 22 Jahren, die Mini-LP »Emancipated Hearts« vom letzten Herbst, schürte gleichzeitig Hoffnungen und leise Befürchtungen. Schon der Titelsong vereinte zwei nur Nuancen entfernte Gegensätze: »Emancipated Hearts« wies mit seiner stoischen, jangly Gitarre genau in Richtung der Velvet-Underground-Drones, die sowohl in den so unvergleichlich zart leuchtenden drei Alben von Warehams erster Band Galaxie 500 nachklangen, als auch bei seinem 2010er Projekt »13 Most Beautiful«, als Wareham mit Dean & Britta die Screen Tests von Andy Warhol vertonte. Ein mehr als kitschiger »Na Na Na«-Weihnachtslieder-Chorus gegen Ende des gleichen Songs war dann aber doch das bisschen verträumte Romantik zu viel, das auch Warehams post-Galaxie-500-Bands Luna und Dean & Britta immer wieder durchwehte. Das nun so schlicht wie selbstbewusst »Dean Wareham« betitelte Album folgt leider dem zweiten Pfad. Im Kern mit der Dean & Britta Band-Besetzung eingespielt, produziert von Jim James, seines Zeichens Sänger von My Morning Jacket, findet man zwar alles, was Dean Wareham immer wieder zu einer sehr persönlich geschätzten Herzensangelegenheit gemacht hat: Sanft geschlagene, klirrende und surrende, auch mal verzerrte Gitarrenakkorde, Warehams verhallte, verträumte Stimme, ein warmer, markanter Bass, ab und an ein leise übersteuertes Gitarrensolo. Und trotzdem kommt das alles ein bisschen zu mühelos eingespielt, vielleicht auch zu perfekt produziert rüber. Die Mid- und Slow-Tempo-Songs klingen nach dem in sich ruhenden, seine Comfort Zone schon lange gefundenen Independent-Rock-Veteranen, der Wareham wahrscheinlich auch ist (und wozu man ihn natürlich beglückwünschen sollte). Wo Sehnsucht sein könnte, ist Sanftmut und Gejammer, und zuviel davon. Die Songs haben das leicht Unangenehme einer zu langen Umarmung. Und auch die Texte – melancholische Absagen und Fragen an die bekannt kalte Welt – sprechen in für Warehams Verhältnisse ungewohnt einfachen, abgegriffenen Bildern von einer zu simpel gezeichneten Welt. Und so werden Zeilen wie »But you, you and I / Hate to hear a baby cry« von klischeehaft gepielten Steel-Gitarren beantwortet. Vielleicht liegt es aber auch am ausgefallenen Winter, dass ich die mancherorts doch aufblitzende Schönheit der Songs nicht genug zu schätzen weiß. Ein Gedanke, der Dean Wareham wahrscheinlich gefallen würde.

Home / Rezensionen

Text
Hardy Funk

Veröffentlichung
06.04.2014

Schlagwörter

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