Das hatten wir so auch noch nicht: Koyaanisqatsi in der Schmusedeckenversion. Zumindest der erste Track von »Rymdar«, »Mjuk sömn över havsdjup«, schlendert frappierend ungeniert in diese Richtung. Minimalismus trifft kammerkonzertanten Pop zur schunkelnden Schlummerexegese. Sehr nett. Dieses Konzept wird in weiterer Folge variiert, macht ein wenig auf in Richtung Folkpop (naja, eh klar), wenn auch mit nicht eindeutig bestimmbarer ethnischer Ausrichtung. Ein bisschen erinnern die späteren Tracks an den gefakten Balkanpop von Beirut, was umso schräger ist, weil sich hinter dem Bandnamen Lymland die beiden SchwedInnen Sonja Perander und Jerker Kaj verbergen. Beide sind Multiinstrumentalisten, spielen gleichermaßen auf der Gitarre, dem Piano bzw. dem Keyboard, beide sind begnadete Melancholiker vor dem Herrn. Ein Cello, eine Klarinette, eine Trompete hat man sich zusätzlich mit an Bord genommen, schon ist sie beisammen, die superklassische Besetzung für den instrumentalen Soundtrack zum ewigkeitsverblasenen Sonntagnachmittag. (Die stoisch-absurden Filme von Roy Andersson werden hier nicht zufällig als Referenz genannt.) Fehlt eigentlich nur noch ein Glockenspiel. Ah, ist eh da. Na, bitte. Das Prädikat »entzückend« ist in diesem Fall höchstverdient – und das sogar ohne sarkastischen Unterton. Ein sehr schönes zweites Album.
Lymland
»Rymdar«
A Tenderversion Recording
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