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Rüdiger Lorenz

»Early Tape Recordings 1981–83«

Bureau B

Rüdiger Lorenz’ Musik war mir bekannt, weil Vinyl-On-Demand, ein süddeutsches Label, weltweit berühmt und berüchtigt für umfangreiche Archivveröffentlichungen, einmal eine 5-LP-Box mit Lorenz’ frühen Kassettenaufnahmen herausgebracht hat. Aber das ist auch schon wieder zehn Jahre her und ob Zeit wirklich ein »flacher Kreis« ist, sich alles wiederholt etc. – ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, dass das Interesse an elektronischer Musik aus Deutschland in der Tradition des sogenannten Krautrock nicht abzureißen scheint und immer wieder neue Generationen zu begeistern vermag. Und für Nachschub ist und wird gesorgt. Wiederveröffentlichungen und Zusammenstellungen mit bisher unbekannten Aufnahmen von bekannten und unbekannten Künstler*innen buhlen regelmäßig um die Aufmerksamkeit des jungen und alten Publikums. Das Label Bureau B macht sich in dieser Hinsicht seit einigen Jahren verdient und haut verlässlich raus, was entweder schon im Museum steht oder bisher im Hobbykeller verstaubte. Jubiläumsausgaben von Pionierarbeiten wie der ersten Cluster-LP erscheinen ebenso wie zum Beispiel bisher nicht zugänglich gemachte Arbeiten von Rüdiger Lorenz. Der war im Hauptberuf Apotheker und experimentierte nach Feierabend mit Synthesizern. Dabei herausgekommen sind bis zu seinem Tod vor 25 Jahren eine Vielzahl von Alben und die nun vorliegenden »Early Tape Recordings 1981–83« stehen stilistisch in der Nähe zur Berliner Schule. Im Grunde genommen ist das alles, was man wissen muss, denn wer seinen Klaus Schulze, Harald Grosskopf, Bernd Kistenmacher oder Edgar Froese zu Hause stehen hat, hat Rüdiger Lorenz danebenstehen und kann nun die Sammlung ergänzen oder als Nachwuchsklangforscher*in beginnen, sich in elektronischen Weiten zu verlieren. Denn ob man mit obskurem Material wie den frühen Aufnahmen von Lorenz einsteigt oder einen der vielen Klassiker zur Hand nimmt – eigentlich ist das schnuppe. In der Beurteilung der Ausführung mag man sich um Qualitätsunterschiede streiten, aber das ändert nichts an der grundsätzlich ähnlichen Ästhetik, dem kosmischen Vibe und der gewissermaßen ozeanischen Uferlosigkeit der sich ausbreitenden Klänge. Es wabert und wogt und lockt die Kosmischen Kuriere in immer weitere Ferne. Das Universum expandiert, die Moog-Synthesizer und andere Klangerzeuger reisen hinterher: Hinterm Event Horizon geht’s weiter! 

Home / Rezensionen

Text
Holger Adam

Veröffentlichung
10.06.2025

Schlagwörter

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