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Roskildes unbekannte nordische Schwester

Eine aus Überzeugung vorgebrachte und an sich schlüssig belegbare Behauptung entledigt sich ihrer Richtigkeit. Der Beispielsatz: Die durchgehend erwiesene Qualität des mittelbreit gefächerten Konzertangebots des ??yafestivalens 2003 zu Oslo und der von den Bands an sich selbst gestellte einzulösende Anspruch lässt eine kurzlistige Höhepunktherausstreichung nicht zu. Die Widerlegung selbiger Aufstellung setzte es auf die subjektive Albumvorliebe der Verfasserin fußend vorab des eigentlichen Festivalbetriebes.

Das diesjährige ??ya mit der Schwerpunktlegung auf die Förderung nationaler Talente hat sich einen Vorschub geleistet in Form eines Kick-Off-Tages. Fünf Bands verteilt auf zwei Clubs in nicht gänzlicher Durchsichtigkeit, wie fix dieser Abend am Rest des Arrangements klebt. Argumentativ herbeigezogen könnte dem Ganzen ja ein Wille zur Exklusivitätsheuchelei unterstellt werden, um das Festival bei Nichteinberechnung des Kick-Offs – in Kontrastsetzung zum großnamigen, kommerzielleren Quart – offiziell kleiner und heimeliger verbleiben zu lassen.

Atmosphäre und Eindringlichkeit

Zurück zum Konzertanten: Eine feine Zusammenstellung stimmte im Rockefeller das Gemüt wetterentsprechend sonnig auf die folgenden Tage ein. Magnet ließ solistisch mit zart-zerbrechlichen Melodien (inkl. des FM4-bekannten »Where Happiness Lives«) die Zuhörerschaft im teuren Bierkonsum innehalten. The International Tussler Society – Motorpsycho mit Anbau – trieb aus Countryliedern Rockessenzen und zog aus umgekehrt ursprünglich härter gedachtem Bekanntem die wildwestamerikanische Wurzel. Den eingeweidezermürbenden Abschluss des Abends gaben die Ricochets mit der perfekten Umsetzungen ihrer beider Alben, »Slo-Mo Suicide« und »Ghost Of Our Love«. Passend zum Sound hüllte sich die Bühne in zurückhaltendes Dunkel, gab somit genug Raum frei, um im Vortrag keinen Unterschied zu dem tonträgerlich bekannten Klangbild erkennen zu lassen. Wohlgemerkt: Die Übereinstimmung liegt in der geschaffenen Atmosphäre und der Eindringlichkeit, mit der der Sänger Trond Andreassen der werten Zuhörerschaft vorleidet. In entsprechender Bühnennähe darf HörerIn gleichermaßen seinem zerschlissenen Herzen wie seinem verletzten Stolz bei der Wundvernarbung zusehen.

Überdosis Skandinavien?

Eine gewisse sadistische Grundprägung kann dem für die Idee der Ausgestaltung des Clubtages Verantwortlichen nicht abgesprochen werden; 35 Bands auf 15 über die Stadt verstreute Adressen zu verteilen gaben den Warteschlangen davor eine Lektion in Geduld und Verzicht. Wobei das hierbei mühsam Angeeignete an den beiden Freilufttagen ob der makellosen Begleitumstände sich sehr behände verflüchtigte. Sich wohltemperiert im Sande zwischen Fjordeinlauf und begrünten Resten des mittelalterlichen Stadtkerns innerhalb von fünf Minuten von der ersten zur dritten Bühne trotz Ausverkauftseins staufrei bewegen zu können, um neben Calexico, Mogwai oder den Yeah Yeah Yeahs eine Überdosis an skandinavischem Liedgut jeglichen Tempos (Cato Salsa Experience, St. Thomas, Thomas Dybdahl, Röyksopp, Turbonegro, Union Carbide Productions, etc.) ab zu bekommen – beim besten Willen: Beschwerdeführen geht nicht.
Ein Tipp zur nächstjährigen Urlaubsplanung: ??ya gibt sich 2004 vom 10. bis 14. August die Ehre.

>> www.oyafestivalen.com

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Text
Bernadette Karner

Veröffentlichung
28.08.2003

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