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Ramzey

»Jiggos weinen nicht«

Funkloch

Im April 2024 trat Ramzey mit seinem Debütalbum »Cobalt« die Türen der deutschen Untergrund-Elite ein. Ein Jahr später, am 4. Juli 2025, folgt nun sein neues Tape »Jiggos weinen nicht« auf Funkloch und landete direkt in den Top 20 der deutschen Albumcharts. Souverän und gewieft beweist der Frankfurter, dass er gekommen ist, um zu bleiben. Soulige Beats wechseln sich ab mit harten 808s, und sogar wavige Basslines und akustische Drumsounds finden Platz auf Ramzeys abwechslungsreichem Tape. Der Rapper schlägt große Wellen und rauscht gleichermaßen sanft ans Ufer; eine Ambivalenz, die »Jiggos weinen nicht« textlich unterstreicht. Das Tape besteht aus einer harten Oberfläche, schlagfertiger Delivery und Genre-üblichen Motiven (grüne Scheine und Hoes und so), treibt in ausdauerndem Tempo vorwärts und bedient dadurch eben das, was man sich von einem Sommer-Release erhofft. Auf den Klangbetten, die sein treuer Producer Yaze für ihn bezogen hat, tobt Ramzey sich in lyrischen Kissenschlachten aus. Dabei schafft er es zwar, treffende Punchlines zu liefern, doch diese werden durch Selbstironie und gewitzte Adlibs abgefedert. Zwischen Brettern wie »Jiggos« und »Supermane« lugen spitze Späne hervor; sie beweisen, dass Ramzey weit mehr kann als nur flexen. Während es auf dem fünften Track »Brian« noch heißt: »Dass du meine Ex geseh’n hast, juckt mich ein’n Scheiß / Schloss aus ihrer Bio weg, die Bitch ist wieder frei«, dreht es sich zwei Songs weiter auf »VLT« um Reue, Sehnsucht und Schmerz. Sachte rückt das Hauptmotiv von »Jiggos weinen nicht« in den Vordergrund, bis es die letzten vier von 14 Titeln für sich beansprucht: Sie weinen doch! Denn Jiggos sind emotional, verletzlich, verunsichert; und während sich das meist in falscher Arroganz und ausfallenden Schuldzuweisungen übersetzt, findet sich am Ende doch noch Raum für Reflexion. Ein gebrochenes Herz darf wütend sein, eifersüchtig und kindisch. Erst dadurch wird Einsicht möglich. Und die Einsicht, die Ramzey in »Amor« liefert, ist bemerkenswert. Mehr davon gibt’s bei der »Tour der Edlen« am 9. Dezember 2025 im B72 in Wien.

Home / Rezensionen

Text
Ariana Koochi

Veröffentlichung
14.07.2025

Schlagwörter

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