Elektronische Musik hat längst ihren Anschein von »Künstlichkeit« verloren. Besonders merkt man das bei Veröffentlichungen, die sich »Natur«, »Umwelt«, »Tiere« und so weiter zum Thema machen und solcherlei Phänomene musikalisch behandeln. Vorbei ist die Zeit, in der Synthie-Sounds bloß von Robotern für Roboter gemacht wurden. Das Amsterdamer Produzentenduo Stijn Hosman und Hessel Stuut bringen mit »Igneous« ihre erste gemeinsame Langspielerei heraus. Neben ihrer Arbeit als Filmkomponisten und Videokünstler haben sie es nun mehr oder weniger geschafft, genuin für sich stehende Musik zu komponieren. Mehr oder weniger, weil das Ergebnis doch sehr innere Filme in Gang setzt und bespielt. Im Grunde ist das IDM. Doch die Pop- und Ambient-Facetten machen das Ganze, ähnlich der Musik von Jon Hopkins (und Mount Kimbie), nicht nur auf MDMA am Tanzflur, sondern auch im Halbschlaf mit Kopfhörern im Bett zu einem Hörgenuss. Das nach Stuuts Angaben von William Turner und Delacroix inspirierte – und von ebenjenem Stuut gemalte – Cover-Bild zeigt einen Haufen fliehender Tiere. Sie verleihen durch ihren Jump von der Arche im Feuerinferno ihrer Lebendigkeit und zugleich der Aussichtslosigkeit allen Lebens Ausdruck. So kann man diese Musik auch als nicht ganz so düstere Variante einer post-apokalyptischen Vorstellung sehen. Melancholische (»Interstice« sei als Anspieltipp genannt) Akkordprogressionen stehen neben doch gar zum Tanz auffordernder Rhythmik (Schlagzeug auf »Lory«) und alles ist zugleich auch zum Träumen.
Polynation
»Igneous«
Atomnation
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