Über Pink Floyd zu schreiben, bedeutet ja erst einmal, eine Bestandsaufnahme in historischer Absicht vorzunehmen, und zu sagen, dass an dieser Stelle die seit Langem bestehende Kontroverse um Roger Waters’ politische Ansichten keine Rolle spielen wird. Allgemeiner noch ließe sich dazu anmerken, dass die »belehrenden« Pink Floyd ohnehin sehr schlecht gealtert sind – wenn man sich nicht zu einem apodiktisch-kreischenden »›The Wall‹ war schon immer schrecklich!« hinreißen lassen will. Auch soll hier nicht das Hohelied auf den armen Syd Barrett als psychedelisch-zerrüttetes Genie gesungen werden; diese, wenn auch mithin leidenschaftlich geführte, Abnutzungsschlacht unter Floyd-Ultras ist nicht nur anstrengend, sondern auch sinnlos, denn zumindest bis einschließlich »Meddle« (und meinetwegen noch »Obscured by Clouds«) gibt es – Barrett hin, Gilmour her – an Pink Floyd nicht viel zu bekritteln. Das ist gewissermaßen objektiv so, Fakt. Dass sie danach von »Dark Side of the Moon« fantastilliarden Exemplare verkauft haben – geschenkt. So, und außerdem sage ich, ihren musikalischen Höhepunkt markiert die Musik, die für den Konzertfilm »Pink Floyd: Live at Pompeii« aufgenommen und verwendet wurde. 1972 erschien der Film, der Soundtrack dazu allerdings nie offiziell (als Einzelveröffentlichung). Nun aber liegt er als »Pink Floyd at Pompeii MCMLXXII« im Remix von Steven Wilson vor und wer ob meiner steilen Thesen schon die Augenbrauen hochzieht, der oder die höre nach und überzeuge sich selbst! Denn es kann da eigentlich keine zwei Meinungen geben, weil: Das mäandernde Georgel und Gedengel von »One of These Days« in Vorbereitung des nachfolgenden, vor sich hinbrütenden »Set the Controls for the Heart of the Sun« – hervorragend. Vom epischen »Echoes« (hier zerlegt in zwei Teile) müssen wir ja gar nicht erst anfangen und »Careful With the Axe, Eugene« ist natürlich auch super, ebenso wie das wild-lärmende »A Saucerful of Secrets«. (Als Zugabe bietet die Veröffentlichung auf einem zweiten Tonträger bzw. Seite vier der Doppel-LP eine alternative Version von »Careful With the Axe, Eugene« und eine zweieinhalb Minuten längere Fassung von »A Saucerful of Secrets«.) An dem, was Gilmour, Waters, Mason und Wright in den Ruinen des antiken Pompeii vor über fünfzig Jahren ins Werk gesetzt haben, muss sich noch heute jede psychedelische Nachwuchsforschung orientieren und dem Ergebnis nach messen lassen. Auch ohne das eindrucksvolle Bildmaterial des Konzertfilms wirkt »Pink Floyd at Pompeii MCMLXXII« stark – und womöglich gar bewusstseinserweiternd. Die Gelegenheit, die restaurierte Fassung im Kino zu sehen, hatte ich leider noch nicht, werde diese aber, wenn sie sich ergibt, wahrnehmen. Ein abschließender Satz noch aus dem Lehrbuch des gut abgehangenen Musikjournalismus: Dieser Klassiker der psychedelischen Rockmusik gehört in jede Plattensammlung!
Pink Floyd
»Pink Floyd at Pompeii MCMLXXII«
Sony Music
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