Wer ist denn dieser hübsche, junge Bub mit dem ernsten Blick, dem himmlischen Tanz und der äußerst sanften Stimme? Philipp A. Hülsenbeck ist das, Sänger, Gitarrist, Synthesierer, Saxophonist, Kotoist und Vibraphonist des gleichnamigen Bandprojekts, ehemals Mitglied der Indie-Band Sizarr, die mit ihrem Album »Nurture« von 2015 schon die eine oder andere interessante Idee bereithielt, sich dann aber auflöste. Was danach kommt, ist jedoch weitaus mehr, eine Entwicklung mit Siebenmeilenstiefeln. Da braucht er sich gar nicht in seinem Janker aus Schlangenhaut verstecken. Während sein ehemaliger Bandpartner Fabian Altstötter nun als »Jungstötter« mit seiner eindrucksvollen Stimme Musik fabriziert, die stark an Scott Walker erinnert, lässt Hülsenbeck ebenfalls hochkarätige Einflüsse vermuten (Arthur Russell, Mark Hollis, David Sylvian), doch beweist er mit seinem ersten Album, dass bereits der äußerst eigene Sound gefunden ist. »Anima« heißt der instrumentale Einstiegstrack. Anima, das ist das lateinische Wort für Psyche, also Seele, also das, was Aristoteles in »De Anima« als dasjenige beschrieb, worüber wohl am schwierigsten Wissen zu erlangen sei. Wir wollen es hier einfach mal mit Seele übersetzen und nicht behaupten, zu wissen, was diese genau ausmacht. Doch vielleicht kann uns die Musik hier etwas näherbringen? Unaufgeregt, behutsam, direkt, eindrucksvoll als Instrument benutzt er seine Stimme. Wären die Texte nicht so gut, könnte man meinen, allein der Gesang reiche aus, um zu verstehen, was er da zu sagen hat. Es hat etwas ungemein Tiefes, das über das Körperliche nach außen getragen wird. Es ist nicht nur die Stimme, die man hört, sondern sicher viel, viel mehr. Auf der ersten Single »Speaking in Tongues« wird das deutlich. Wenn Johannes Döpping am Schlagzeug mal ins Freejazzige abdriftet, dann wieder mit warmen Tom-Sounds zur Begleitung der angespannten Gitarre Hülsenbecks antwortet, während ein angenehmer Bass (Johannes Weber) dazu summt, dann erinnert man sich an Talk Talks »The Rainbow« und freut sich über eine äußerst gelungene Hommage. Etwas von diesem Behutsamen, Authentischen, Suchenden lebt hier weiter. »Aya on Canvas« beginnt mit einem schönen Saitenspiel, hat mit dem Perkussiven des Schlagzeugs etwas arg Meditatives. Nicht zu vergessen: Flügelhorn und Trompete (Max Kraft) tragen zum tief-warmen Sound bei und bilden oft eine Einheit mit dem »kehligen« Gesang Hülsenbecks. »A Serpent of Velour« ist ein anderer Höhepunkt, wie im äußerst ästhetischen Video zu sehen. Wie er tanzt, so klingt er auch. Diese opake Sexyness kennt man von 1980s,1990s Bands. Schwer einzuordnen, was einem hier dargeboten wird, schwer beeindruckend. Es besteht Preisverdacht.
P.A. Hülsenbeck
»Garden Of Stone«
Altin Village & Mine
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