Ist alles ein Original oder gibt es nur Kopien? Im musikalischen Kontext gestellt, ist diese Frage und ihre Diskussion für viele eine brisante Angelegenheit. Nicht so für Steev Hise, der sich gar nicht erst den Kopf zerbricht und auf einem der vielen Zettelchen und Kärtchen, die dem hübsch in ein mit dunkelblauen Lettern spärlich bedrucktes, aus transparentem Butterpapier gefertigtem Kuvert eingepackten Tonträger beigelegt sind, freundlich auffordernd seinen ausdrücklichen Wunsch nach Verwendung und Verarbeitung seiner Stücke für neue Kompositionen formuliert. Legt man die CD ein, kann man ihn fast im Raum stehen sehen, grinsend und in spitzbübischer, Till Eulenspiegelscher Manier in triumphierendem Ton die Worte »hört her, das ist alles nur geklaut!« ausrufen hören. Tatsächlich erkennt man aber gar nicht so leicht, was er da wirklich verwurstelt und darum hat er in das Kuvert auch so viele Zettelchen und Kärtchen reingegeben, damit man neben einigen Zitaten über das Kopieren und Klauen und einer Huldigung seines Lieblingsplattenladens (»ozone! It’s on burnside, near powell’s books. Really a fine store. I would count it and aquarius in San Francisco as the two best record stores on the West Coast. You may disagree if you wish …«) nachlesen kann, wo er sich überall bedient hat: Led Zeppelin, Beastie Boys, Perez Prado, Nancy Sinatra, Beethoven, Elvis, Billie Holiday und fast alle die es sonst noch gibt stehen da drauf. Zwischen 1995 und 98 sind diese Kompositionen entstanden, die meisten davon noch in der Zeit, als Steev Hise am California Institute Of Arts studierte. Bis auf zwei Stücke, die er mit Sampler, Sequencer und 4-spur-recorder zusammenbastelte, entstanden alle am Computer. Diese Werke nennt Steev Hise seine »frühe kalifornische Periode«. Hier klingt seine Musik sehr fragmentarisch und nur im Konzept des sich überall Bedienen-dürfens ist der Ansatz eines roten Fadens zu erkennen. Aufgrund der Isolation der verwendeten Originalaufnahmen, die sehr fleckerlteppichartig zur Collage zusammengefügt sind, kann man nicht umhin, den Vorwurf des Plagiats, den so mancher da erheben mag, ohne Einspruch gelten zu lassen und obwohl »Original« an einigen stellen durchaus nett klingt, bleibt es zu wünschen übrig, dass Steev Hise in seiner späten kalifornischen Periode behutsamer mit der Konserve hantiert.
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