Olof Melander
Olof Melander

»Nori«

Self-release

Der schwedische Musiker Olof Melander legt auf seinem neuen Album »Nori« eine weitere Ambience-Untersuchung mit den Schwerpunkten Texturen und granularer Synthese vor. »Morning Dust« – auf einer soliden Grundlage, bestehend aus bassigen Synth-Sounds, vielschichtigem Glockenspiel, Pads und E-Piano-ähnlichen Einsprengungen, spielt Melander immer wieder diese zwei Hornklänge. Wir denken an ein ruhiges Meer, an dessen Ufer wir sitzen, im Morgengrauen, ein Boot grüßt zum wiederholten Male, sein Horn spaltet unseren Nebel. »Blurred« – eine sich immer wieder leicht verändernde einfache Melodie liegt unscharf über ebensolchem Klirren und Zwitschern. Ein weicher Sub-Bass gibt dem Ganzen Halt. So mag der Song verschwimmen, aber wir lassen uns gerne mittreiben, sind dankbar dafür, dass auch unsere Gedanken immer mehr ins Verschwommene driften. »Wounds« lässt uns ganz schön taumeln. Aber im besten Sinn, wie in einer Art ziellosem Tanz über sommerlich warme Wiesen. Glücklich, nichts weiter verfolgen zu müssen als die Flüge von Hummeln oder Libellen. Ich fürchte, die Wunde ist geheilt. »Reel« – viele übereinanderliegende Schichten, aus denen eine weibliche Stimme herausklingt, und eine helle elektrische Gitarre, die in hohen Lagen soliert, so als ob sie irgendwo anstoßen würde, und versucht, mittels wiederholter Triller die gläserne Decke zu durchstoßen. Sie wird von den Solopassagen einer fernen Trompete abgelöst, die alles wieder beruhigen. »Long« – wir betreten einen fernöstlichen Garten, der mit einer Unzahl von akustischen Windspielen, Röhrenglocken gespickt ist. Bei einem halbverfallenen, bemoosten Denkmal sitzt ein alter Kambodschaner, der Orgel spielt. Der warme Wind verträgt die Musik, so dass sie nur in Fetzen zu uns dringt. »Nori«, der Titelsong des Albums, erfreut mit definiertem Bass unter der Fülle von Klangschichten, auf die wir uns bereits eingehört haben. »Reelz« rundet die Traumreise ab, wir hören noch melodische Seufzer. Das Album bietet Musik zum Träumen – und das meine ich nicht im Geringsten sarkastisch. 

Home / Rezensionen

Text
Sepp Wejwar

Veröffentlichung
17.09.2024

Schlagwörter

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Nach oben scrollen