Mit der abstrakten, expressionistischen Figurenwelt von Wassily Kandinsky als Ausgangspunkt komponierte Norbert Stein »Pata Kandinsky« als Suite in sechs Sätzen für ein 12-köpfiges Orchester und landet damit im Twilight-Gelände zwischen Free und Composed. Schauplatz der Aufnahmen ist der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal und irgendwie scheint der Heilige Geist des Wuppertalers Peter Brötzmann über dem Ensemble zu schweben, und natürlich jener von Alfred Jarry. Der französische Schriftsteller ist Begründer der Pataphysik, der Wissenschaft imaginärer Lösungen. Transformiert in den Jazz heißt das: Der Mitbegründer des absurden Theaters (»König Ubu«) sorgt auch bei Norbert Stein für eine geistige Befreiung. Steins Konzept der Pata Musik ist auch auf diesem Live Recording vom Multiphonics Festival 2023 nachhaltig. Die Kompositionen sind fein strukturiert, tönen mitunter durchaus zart, sogar kammermusikalisch, doch kennzeichnet ein freieres Fließen den Raumklang. Wenn sich die Bläser zu Kakophonien aufraffen, ist noch wildere Herrlichkeit angesagt. Generell wird das Ensemble in Zaum gehalten, doch wie das finale »The Simple Song and The Infernal Sound« besagt, macht das durchaus Sinn. Über teils satt notierten orchestralen Klangnuancen dürfen sich die Tenorsaxophonisten austoben, ehe zu einem feierlichen Ensembleausklang gefunden wird.
Norbert Stein
»Pata Kandinsky«
Pata Music
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