Das ist das vierte Album des Musikers und Produzenten Nick Waterhouse seit 2012. Saß er am Cover seines Debüts noch in klassischer Eleganz gekleidet etwas verloren im Dunkeln einer Bühne, so steht er auf seinem aktuellen Album hemdsärmelig selbstsicher vor einem Tonstudio. Alle seine Alben wurden analog eingespielt, seine Songs klingen beim ersten Hören sehr »vintage«, bei genauerem Hinhören sind sie in jeder Hinsicht erstaunlich facettenreich und nur im groben Gehabe als »retro« zu bezeichnen. Das Album ist natürlich in jeder Hinsicht besser produziert, als das in den frühen Jahren des Rock’n’Roll und Rhythm’n’Blues, jener Epoche amerikanischer Popmusik, auf die sich Waterhouse hier vor allem bezieht, möglich gewesen wäre. Der Sound ist kraftvoll, frisch und direkt. Sympathischer Retro Chic, perfekt in Szene gesetzt, bestimmt seine Songs. Der dröhnende Bass liefert einen zuverlässigen Groove, Nicks Gitarrenriffs wirken schmissig hingefetzt, sind aber, wie das omnipräsente Saxophon, wohlüberlegt platziert. Auf »Black Glass« ist das Wechselspiel zwischen Lead- und Backvocals gekonnt inszeniert – ein Hinweis auf den frühen Ray Charles. »I Feel An Urge Coming On«, eine Hommage an »Joshie« Jo Armstead, die zusammen mit Ray Charles Songs schrieb, ist ein weiteres Highlight dieses Albums. Ein anderes ist das stark an Leonard Cohens romantisch-balladeske Art angelehnte »Thoughts & Act«, wenn dieses auch ein wenig deftiger, direkter rüberkommt. Im Spannungsfeld zwischen straighter Rock’n’Roll-Attitüde, bei der durchaus auch gelegentlich ein Faible für die Cramps mitschwingt, und einem wohldurchdachten Eklektizismus lebt und gedeiht Nick Waterhouse’ Musik.
Nick Waterhouse
»s/t«
Innovative Leisure/K7
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