Die österreichische Violinistin und Komponistin Mia Zabelka setzt unter anderem auf Live-Elektronik und andere »innovative« Spieltechniken, die »auf den Möglichkeiten der De- und Rekonstruktion des Violinklangs basieren«. Ihr erstes Album wurde bereits 1987 veröffentlicht: »Somateme«, gemeinsam mit Giselher Smekal, Berliner Edition RZ. Im Mai 2024 ist die erste Platte ihres neuen MYL-Trio erschienen: »Parallel Universe«. Im ersten Stück, »Conflux in Göteborg«, begegnen zunächst kristalline Cluster dem Stimm-Stakkato der Yoko Miura, bevor Lawrence Casserleys nachdenkliches Klavier meditative Schritte setzt. Intensität und Dynamik nehmen mit Mia Zabelkas Strichen auf ihrer prozessierten Violine zu. Darauf folgen Sekunden leise rauschender Sprachlosigkeit, die von bedächtigen Klavierpassagen abgelöst werden. Langsam steigern sich erneut Intensität und Dichte. Ein komplexes, mächtiges Stück (15 Min. 57 Sek.) von unterkühlter Schönheit. »Infinite Realities« beginnt mit Casserleys schlicht-schönem Klavierspiel, das bald von Zabelkas Violine überfallen wird, im Stile eines Wespenschwarms. Als diese(r) noch aggressiver wird, wehrt sich das Piano mit üppigen Clustern; alles unterlegt von hell klingender Perkussion. Nach gut drei Minuten kehrt Ruhe ein; Raum für Miuras Stimme, die gegen Ende in Tierlauten gipfelt. Auch die weiteren Stücke erzeugen eine Fülle von Bildern in uns Hörenden. Allesamt lebendig, voll wechselnder Dynamik, Tempi und Expression. Viel Futter für die Vorstellung! Reich, vital; ungezähmt, feurig und dann wieder würdevoll und manchmal sogar (wohltuend, nach so viel Temperament und Feuer) karg.
In den kommenden Tagen besteht übrigens für in Wien Anwesende auch die Möglichkeit, Mia Zabelka live im Park zu hören: 2. September, Arenbergpark, 19:00 Uhr; 3. September, Dehnepark, 16:00 Uhr und Karl-Kantner Park, 19:00 Uhr; 28. September, Josef Strauss Park, 19:00 Uhr; 29. September, Bruno Kreisky-Park, 16:00 Uhr und Herderpark, 19:00 Uhr.