Rund zehn Jahre nach ihrer Gründung veröffentlicht die Soul-Bigband aus Cleveland ihr fünftes Album. An der gegenüberliegenden Seite des Lake Erie gelegen, hatten bereits in den späten 1980er-Jahren Cybotron und Konsorten eine Techno-zentrierte Variante des Afrofuturismus aus dem See an der Ufern Detroits auftauchen lassen. Doch die Strömung hat sich geändert und Mourning [A] BLKstar beten nicht mehr die Götzen der Autoindustrie an, im Gegenteil. »Flowers For The Living« ist unmittelbar in der Gegenwart verhaftet, allein das Format der Band sprengt naturgemäß jedes Bedroom-Studio und konterkariert damit die heute üblichen, asynchronen Schaffensprozesse von Studiomusik. Zwar treten hier die subtilen Reverbs der Aufnahmeräume früherer Werke in den Hintergrund, die Stücke entspringen aber immer noch einem schier endlosen Fundus live eingespielter Musikfragmente. Damit transportiert das Album die Stimmung einer Probe und bleibt sehr nahe an der sozialen Interaktion eines Konzertmitschnitts – auch, weil die notwendigen Ein- und Ausblenden durchwegs clever eingesetzt werden. Insgesamt fällt »Flowers For The Living« ernster und weniger verspielt aus als seine Vorgänger. Das mag damit zusammenhängen, dass im mittleren Westen – am Lake Erie mit Blick auf Kanada – die Schatten der rechtsextremen Wende vielleicht härter fallen als anderswo. Die versierte Afrofuturistin LaToya Kent gibt daher die Marschrichtung vor: »We reach above / For now we survive«, und die restlichen Bandmitglieder folgen: James Longs und RA Washington mit Vocals, Letzterer auch am Sampler, außerdem Theresa May an der Trompete, Pete Saudack an Synthesizer und Gitarre sowie Dante Foley an den Drums. Gemeinsam schaffen die sechs Musiker*innen ein Gravitationszentrum der Hoffnung, in dessen Perspektive die Kraft dieses Albums liegt.
Mourning [A] BLKstar
»Flowers For The Living«
Don Giovanni
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