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Alan Bishop

»Mother Of All Sinners (Puppet On A String)«

Unrock

Sam Shalabi ist ein kanadischer Musiker. Er hat auf der ersten A Silver Mt. Zion ein wenig Gitarre gespielt, mit seinem Ensemble Land Of Kush auf Constellation Records Platten veröffentlicht und ist auch ansonsten in der kanadischen Post-Punk-, Improv- und Jazz-Szene kein Unbekannter (und hat u. a. auch mit der in jüngerer Vergangenheit vielfach gefeierten Matana Roberts vor zwei Jahren ein Album veröffentlicht). Warum schreibe ich das? Weil Shalabi, Sohn ägyptischer Eltern, seit seinem frühen Projekt Shalabi Effect auch daran interessiert ist, Einflüsse arabischer Musik in seiner eigenen zum Ausdruck zu bringen. So spielt er nicht nur Gitarre, sondern auch Oud. Ein Instrument, das in den oben erwähnten Kontexten eher nicht oder nur selten vorkommt. Bei Shalabi Effect klingt die Melange aus arabischen und westlichen Musikinstrumenten und -elementen nach einer angenehm bekifften psychedelischen Session, auf »Mother Of All Sinners (Puppet On A String)« kommt die Oud als Soloinstrument zum Einsatz, aber von »klassischer« oder gar »purer« arabischer Musik kann nicht die Rede sein. Das wäre aus zwei Gründen albern. Zum einen habe ich keinen blassen Schimmer von arabischer Musik, nicht von ihrer Tradition, nicht von ihrer inneren Struktur und auch nicht von den äußeren Umständen, die sie in der Vergangenheit geprägt haben bzw. bis in die Gegenwart hinein prägen. Und – wichtiger – hat zum anderen auch Shalabi kein Interesse am Kochen und Auslöffeln einer irgendwie essentialistischen Folksuppe. Er weiß, Musik lebt, wie Sprache, von ihrer Öffnung und Aktualisierung, sonst stirbt sie ab. Ein Beispiel für diesen offenen und nicht verknöcherten Umgang mit musikalischen Traditionen liefert Shalabi mit »Tamara«. Die A-Seite des vorliegenden Albums, eine 18:23 Minuten lange Solo-Komposition für Oud, klingt – im Gegensatz zur Musik von zeitgenössischen Interpreten wie beispielsweise Naseer Shamma – sperriger, karger und mithin schroffer und trägt insofern Spuren der Punk-Sozialisation sowie der Improv- und Free-Jazz-Vorlieben Shalabis. Deutlicher noch kommt dieser musikalische Brückenschlag bei den Dwarfs Of East Agouza, einem Projekt u. a. mit Alan Bishop (Invisible Hands, Sun City Girls) zum Ausdruck, deren hervorragendes Debüt (»Bes«) ebenfalls kürzlich erschien. – Und jener Alan Bishop bestreitet mit Shalabi die B-Seite des Albums. »Faith Of Our Fathers« titelt der mit Gitarre, Saxophon und Oud freudvoll ins Werk gesetzte Haufen wohl kalkulierten Lärms. Auch hier wird deutlich: Tradition ist Material, das re-organisert und aktualisiert gehört, um es nicht der Verwesung preiszugeben. Nenn’ es Mutant-Folk, Improv oder einfach Musik, Hauptsache du hörst zu!

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