Eigentlich nur eine EP. Eigentlich ziemlich schade. Frau Mortenson, eine gebürtige Dänin mit exzessiver Jugend in Spanien, wird sonst eigentlich mehr dem Fach Electronica zugeordnet. Aber auch dort gibt sie sich eher introvertiert, verspielt, leicht sperrig und verträumt zugleich. Ein wenig folkig sogar. Dieses Element ist auf »Mørk« (dt. Dunkel) deutlich hervorgekehrt. Die ersten drei Tracks klingen, als würden sie besser zu einem Balkanpop à la Beirut (aka Zach Condon) passen. Entbalkanisierter Balkanpop also, ein wenig fadenscheinig, wie es vielen Spielarten des Folkpop entspricht, wo das folkloristische Element nur noch Nachhall einer Attitüde ist. Aber dieser Seitenhieb hat hier eigentlich wenig verloren, die dänisch-spanische Heidi Mortenson, nach eigenen Angaben zwischen dem Radio in der Autowerkstatt des Vaters und der Wohnzimmerorgel ihrer Mutter aufgewachsen, ist ohnehin in keiner folkloristischen Tradition verwurzelt. Wenn hier etwas in diese Richtung klingt, ist es nur eine Variation, eine Spielart, kein Zirkeln über irgendwelche roots. Der Bezugspunkt ist hier viel eher die Stimme – und witzigerweise klingt Frau Mortenson wie das missing link zwischen Björk und Sinead O’Connor. Was wiederum im Verbund mit einem elektronisch nur leicht bekleideten, heimatlosen Folkpopimitat eine insgesamt berückende Miniatur ergibt. Eine Herzensangelegenheit. Zum Dahinschmelzen in Sprödheit. Insbesondere wenn man sich die Mühe macht und ein wenig recherchiert und dabei die zum Hinknien laszive »Let’s Dance« Coverversion entdeckt. Wow.
Heidi Mortenson
»Mørk EP«
Rump Recordings
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