Manchmal ist ziemlich genau das Gegenteil von dem wahr, was man sich so denkt. Die USA beispielsweise sind ein – für europäische Vorstellungswelten – unfassbar religiöses Land. Wieso überhaupt? Gab es da nicht die Geschichte, Amerika wäre der Zufluchtsort für die religiös verfolgten EuropäerInnen des 16. und 17. Jahrhunderts gewesen? Yup, war es. Allerdings für jene, die fliehen mussten, weil sie zu religiös, zu fanatisch – heute würden man sagen – extremistisch waren. Ein Haufen religiöser Spinner gründet also ein neues Land. Wo so viel Gift ist, braucht es ein Gegengift. (Keine Angst, ein Schritt noch und wir sind bei Ash My Loves hervorragender neuer Platte.)
Das Gegengift ist natürlich die Kunst. Zum Beispiel Charles Laughton, der diesem religiösen Getue ein unvergessliches Denkmal mit dem Film »The Night Of The Hunter« setzte, in dem ein Wanderprediger samtweiche Worte findet, aber eigentlich lieber mordet. Auf dessen Hand das bekannte Fingertattoo, rechts »LOVE«, links »HATE«. Der Schatten von Robert Mitchum, der in dem Film den Mörder spielt, findet sich im Artwork der Platte von Ash My Love wieder, jetzt steht auf den Fingern allerdings »ASH« und »LOVE« – irgendwie logisch.
Andreas Dauböck (Drums, Gitarre, Gesang) und Ursula Winterauer (Bass, Gesang) lassen auf dem Album »Money« ordentlich den Knüppel kreisen. Die zur Verfügung stehenden Instrumente werden unmissverständlich klar eingesetzt: alles treibt, alles hat mitreißenden Beat. Die Vorbilder für diese Art des schnörkellosen Rockens und Rollens werden explizit besungen, etwa Herr Diddley in der Nummer »Bo«. Die beiden MusikerInnen bringen zu all ihren klaren Rockrhythmen auch noch vorzügliche Gesangsstimmen mit, die den US-amerikanischen Vorbildern um nichts nachstehen. Und dann die Themen. Das allerschwergewichtigste Bluesmaterial: Gott, Teufel, Gebet – und klar, natürlich auch Geld.
»If you need it – God’s got it
If you need money – God’s got it now«
Wir merken an dieser Stelle, da muss wohl auch Ironie dabei sein. Dem unbewegten Beweger wurde schon manches unterstellt, aber ein Geldautomat zu sein? Denkste, genau das erwarten sich die Gläubigen in »God’s own Country« vom alten Herrn im Himmel. Ash My Love porträtieren hier jene Stimmungslage präzise, die vorzüglich zu ihrer Musik passt. Dass sie das nun am 13. Oktober im Wiener Gartenbaukino vor einem geneigten und rockbereiten Publikum tun werden, könnte als eben jenes Gegengift gegen allzu konkrete Ûberweltspinnerei begriffen werden, das schon Charles Laughton auf die Kinoleinwand brachte. Am besten hingehen.
Fr 13. 10. 2017, 22:00 Uhr: Ash My Love »Money« Album Release Show, Gartenbaukino Wien www.facebook.com/events/106559473360906