miriam
Miriam

»Sing-A-Beast«

Dissipatio

Eine wundersam irrlichternde Hommage an eine etwas bizarrere Tierwelt gelingt Mariella Modonese und ihrem Sohn Fabrizio Modonese Palumbo im Duo Miriam auf dem Debütalbum »Sing-A-Beast«. Ergriffen lauscht mensch der Ankunft einer Giraffe und fragt sich auf Track 2 gleich, ob »The Sleeping Beauty« überhaupt was Animalisches an sich hat, so würdevoll und freundlich klingt das Stück, in dem bereits einige Instrumente aus Miriams weit gefasstem Instrumentarium wohlige Hörgefühle hervorrufen. Die Instrumente seien sogleich alle geschildert, um die Klangfarbennuancen, zu denen auch die Vocals der Modoneses zählen, in vollen Zügen aufsaugen zu können: Nagado daiko, theremin, keyboards, guitar, whistles, kick drum, shruti box, melodica, percussion, guitar, electric violin, glockenspiel, keyboards, bass, synth, field recordings, tongue drums. Es folgt die »Tartarughe Serenade«, ein melodramatischerer Song, gewidmet einer Schildkrötenart, und gleich anschließend wird dem erdfarbenen »La Formichiera« alias Ameisenbär und seiner irgendwie außerirdischem Gestalt mit staunender Klangsuche begegnet. Dem putzigen Schuppentier wird in »The Pangolin Day« mit Fabrizios Bassstimme, konterkariert von Mariellas heller Frauenstimme die Aufwartung gemacht und auch das gewöhnliche Stachelschwein wird in »Istrice Serenade« mit ungewöhnlichen Sounds gestriegelt. In der Nachbarschaft löst ein Wasserschwein in »The Capybara Dance« wellenförmige Klänge aus, die ein bisschen immersiv ausgewälzt werden. Nach kurzem, authentisch tönendem Taubengeflatter spiegelt »Sex In The Sargassi« sirrend-nautisch-aufregende 13 Minuten lang den Artenreichtum der Sargassosee wider, einem Meeresgebiet im Wirbelschatten des Antillenstroms, der vor dem Golf von Mexico – nicht von Amerika! – in den Golfstrom übergeht. Schlussendlich entfleucht in 48 Sekunden ein tropischer Raubfisch als perkussiver Wirbelwind. »Barracuda« wird ihm nachgerufen, bestimmend unterlegt mit gehörigem Nachhall. Dem Experimentalmusik-Label Dissipatio ist diese gloriose Album zu verdanken. Eingespielt im O.F.F. Studio in Turin, produziert von Fabrizio Modonese Palumbo, abgemischt von Paul Beauchamp und gemastert von James Plotkin!

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Text
Alfred Pranzl

Veröffentlichung
15.05.2025

Schlagwörter

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