Man kennt’s: Eine Band wird (zurecht) gehypt, bleibt aber den hiesigen Bühnen fern. Umso freudiger strömten die Fans von Goat am heißen Spätsommerabend des 27. August 2025 in die Wiener Arena, um dem Mummenschanz zu huldigen. Merchlos, wie man traurig feststellen musste, waren die sieben Ensemble-Mitglieder angereist, einzig Poster gab es zu erstehen. Das Warten auf die dramaturgisch wichtige Finsternis wurde den Konzertgänger*innen durch einige Vorbands verkürzt: Nach einem Electronic Set von Planet Dust folgte Arabrot, eine Band mit Amish-Witch-Anklängen – beides durch die Erwartungshaltung und Vorfreude auf die nächsten Acts ein bisschen basic, not gonna lie. Dann rollten Graveyard auf die Bühne, die sind stabil rockig, fast zu anspruchsvoll für die vom Warten schon recht bierlastige Menge. Und dann kamen Goat …
Goat kann vieles sein, es findet sich gar eine Seite auf Last.fm, die sämtliche Derivate des Musik-Konzeptes »Goat« auflistet, darunter natürlich auch eine japanische Band sowie bestehende und vergangene europäische Ensembles. Wir wollen hier von der mysteriösen schwedischen Band berichten, denn Goat, das sind in diesem Fall zwei eventuell weibliche Sangespersonen, ein Herr an den Drums, einer an der Djembe, zwei an der Gitarre und einer am Bass, der Ziege sei Dank. Wer sonst noch hinter dem konsequent geheimgehaltenen Kollektiv steckt, das manchen Berichten und Interviews zufolge bis zu hundert Voodoo-hörige Wesen umfassen kann, ist unbekannt. Das weiß wohl nur die Goat-Spokesperson namens Goatman, wahlweise auch Gäsman (also Goaßbock) genannt. Ob jener nun auch hinter der Formation Capra Informis oder sogar GÅS steckt? War das am Ende jener Mann, gewandet in ein bunt gemustertes Kostüm, der sich bei Graveyard an die Reling beim Arena Beisl gestellt hat?

Musikalischer Almabtrieb
Sei’s drum, die epische Folge an Klängen startet mit »One More Death« und das Spektakel beginnt. Zum musikalischen Almabtrieb gehört leider nicht das von der manchmal geschmähten Platte »Headsoup« perlende »The Sun the Moon« (Lieblingslied!). Dafür stehen »Let It Burn« und der ziemlich tanzbare Song »Under No Nation« auf der Setlist. Die Maracas werden geshaked, der Bass onduliert prächtig und das Wah-Wah tut seinen Dienst. Der Menge gefällt’s und auch wenn die Lightshow blendend ist, erfüllen »Goatfuzz« (Achtung, Strobo!) und »Goatman« ihren Zweck (Letzteres mit Gesängen von Na-na Na-nana-na anstatt Na-na-na na-na, ganz untypisch für Österreich). Angefeuert von den Damen mit den Tschinellen wird dem Publikum dann die erste Nummer der Zugabe zum Mitklatschen präsentiert: »Run to Your Mama«. Unweigerlich muss man da an diverse Despoten denken, die mal besser heim zur Mama laufen sollten, als im Weltgeschehen mit Kriegsspielzeug um sich zu werfen. Gemeinsam mit Graveyard, die wiederum freudig begrüßt werden, gibt man noch »Ship of Fools« und »Light As a Feather« zum Besten. Dann verschwindet der Maskenzauber wieder im Scheinwerfer-Smog.
Ist das Ritual beendet? War das jetzt cultural appropriation? Oder World Music? Eine gelungene Mischung musikalischer Stile, die sich grob als psychedelisch bezeichnen lässt, war es allemal. Wer kann schließlich sagen, aus welcher Herren – und Damen – Länder diese Musikfamilie wirklich stammt? Eines noch zum Abschluss: Vergleiche mit bekannten Genres oder Bands sind zu Goat hinlänglich bekannt. King Gizzard aus Schweden hier, Riffs dieser und jener 1960s Platte da, ethnologische Studien, Desert Rock – you name it. Man kann davon mitnehmen, was man will, sich diese Bands anhören, aber sich den Musikgenuss durch übermäßige Fachsimpelei zu verderben, ist nicht zielführend. Was zählt, ist, dass diese Gruppe gekonnt bewerkstelligt, eine eigenständige Formsprache entwickelt zu haben – ohne plakativ gleichförmig zu sein. Danke also an das Team von Roadtrip To Outta Space, dass sie uns endlich diesen Phish an Land gezogen hat, we came, we heard, we vibed! (PS: sollte jemand wissen, wer sich hinter der Maske des Bassisten verbirgt, bitte umgehend bei mir melden.)












