Was macht das Pferd eines apokalyptischen Reiters in Wien? Es landet am Cover von »Melody Harder«. Und dort ist es nicht fehl am Platz. Schon beim ersten Track »Black Silver« brauen sich nach stakkatohaftem Saxophon und Cello stürmische Texte zusammen, die sich dann im Refrain zu gewaltigem Donnergrollen sammeln, um sich in »Stormy Weather« zu entladen. »Stormy weather // the sun is gone // forever«. Und die Sonne verzieht sich tatsächlich hinter grauen, unheilvollen Wolkentürmen, sobald sich das achtköpfige Orchester mit wilden, vertrackten Rhythmen und expressionistischen Texten der Düsterheit verschreibt. Nirvanas »Scentless Apprentice« (ursprünglich arrangiert für das Cobain-Tribute am Badeschiff im April 2010) macht sich übrigens mit Streichern und Saxophon auch äußerst gut. Und wenn dann die Stimme von Alexander Martinz – man denkt unweigerlich an Tom Waits, es geht fast nicht anders – auch noch das allerletzte Luftmolekül auflädt und man so gleichsam von Spannung durchzuckt wird und sich der Körper plötzlich einem stampfenden, mythischen Tanz hingeben will, ja, dann ist man verloren. Bis man Rettung im bittersüßen »Home Again« findet, dem einzigen ruhigen Song des Albums. Und da steht man nun, nach diesem eindrucksvollen melody harder-Sturm, hat noch die saftigen Streicher im Ohr und den grollenden Bass in den Beinen. »My head is burning // I’m on fire«.
Captain Knife
»Melody Harder«
no!NO records
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