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Mayra Andrade

»Manga«

Sony

Die Musik der Kapverden, einer Inselgruppe vor der Küste Westafrikas auf Höhe des Senegals, wird in der öffentlichen Wahrnehmung noch immer von der vor inzwischen acht Jahren verstorbenen Sängerin Cesaria Evora dominiert. Die von Evora und einigen anderen wie Teofilo Chantre weltweit bekannt gemachten Liedformen wie Morna oder Coladera sind seit den späten 1980ern zum Markenzeichen der kapverdischen Musik geworden. Sie fügen sich perfekt in den bittersüßen Kanon der lusafrikanischen Musik ein, also in die durch das portugiesische Idiom bestimmte Klangfarbe einer Musik, wie sie auch in Mosambik, Angola oder Brasilien gepflegt wird. Aber die Musik der Kapverden ist vielseitig, Afro, Latin, Jazz und Synthie-Funk wie von der fantastischen Tanzband Cabo Verde Show waren immer präsent. Auch die 1985 in Havanna geborene Mayra Andrade war nie auf die Musik ihrer Heimat »Cabo Verde« beschränkt, obwohl sie immer einen starken Einfluss auf ihre Kompositionen hatte. Ihre ersten vier Alben (die zwischen 2006 und 2013 erschienen), waren durchaus geprägt von der Tradition ihrer immer »fernen Heimat« – nach Dakar und Paris lebt sie heute im postkolonialen Schmelztiegel Lissabon. Mit ihrem neuen, fünften Album »Manga« und großem zeitlichem Abstand zum Vorgänger schwenkt sie nun von einem oft etwas bieder-folkloristischem World-Stil auf poppige Songs um, die auf »Broken Beats« und Drum-Programming aufbauen und starke Anleihen am Sound des jungen Brasilien nehmen. Afro-Brazil, immer ein Bestandteil ihrer Kompositionen, verschmilzt mit kapverdischer Musik zu einem höchst attraktiven Gemenge, wobei die da und dort unterlegten swingenden westafrikanischen Gitarren ein besonderes Atout sind. Gelegentlich wird man auch – durchaus positiv – an die brasilianische Sängerin Marisa Monte erinnert. Wie deren Alben ist auch »Manga« mit seinen kurzen Songs (die gelegentlich unter drei Minuten bleiben) ein stimmig gemachtes Poesiealbum. Das abschließende »Fiesta Sto Santiago« ist dann jedenfalls die überfällige Hommage an die Diva Cesaria Evora.

Home / Rezensionen

Text
Hans Grausgruber

Veröffentlichung
11.05.2019

Schlagwörter

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