Komponist und Schlagzeuger Manfred Kniel macht äußerst reduzierten Jazz, der kaum mehr an solchen erinnert. Post-Jazz also. Trockene, tomlastige Percussion (Kniel höchstselbst) mit Schellenkranz, äußerst repetitiv: Erinnert mit seinem Ambiente an die späten Talk Talk. Saxophon (Ekkehard Rössle), Keys (Hans Joachim Irmler von Faust) und Gitarre (Haeseong Jin) tun ihr Übriges. Die US-amerikanische Sängerin Denise Taylor krönt mit dadaistischem Gesang in ihrer Phantasiesprache mit einer zusätzlichen Klangfarbe. Unroutiniert, unverbraucht, strikt logisch aufgebaut, doch mit Raum für Improvisation, die vor allem Irmler und Rössle für sich nutzen, indem sie interagieren und die Songs somit ornamentieren. Einziger Baustein: der Morse-Code. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Die komponistische Strenge und klangliche Expressivität ergänzen sich gekonnt, wie auch die Drone-Elemente des Keyboards mit den sich langsam dahinziehenden Melodien, die von Taylor und Rössle gemeinsam vorgetragen, doch von Rössle immer wieder verlassen werden, indem er sich kurze Ausflüchte in Improvisationen erlaubt, in die am Höhepunkt »Xoyoze« auch Taylor einsteigt. Man betritt mit Zurückhaltung gekonnt musikalisches Neuland. Eindringlich, ohne aufzuregen. Besinnlich und meditativ. Vertrieb nur privat über records@nytingalemusic.de.
Manfred Kniel
»S.O.S.–Suite«
Nytingale Music
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