Darauf haben viele gewartet. Von wenigen Zuhörern beklatscht hat Miles Davis am 7. März 1970 im Vorprogramm von Steve Miller und Neil Young seine neue Musik erstmals live zum Besten gegeben. »Bitches Brew« war schon aufgenommen aber noch nicht heraußen, und so war dieser Jazz, der noch heute die Geister scheidet, nichts anderes als der frischeste Scheiß around. Dabei wären die Rocker nicht das verkehrteste Publikum gewesen, für eine Musik, die auf höchstem Energielevel bis zum Abwinken vorprescht. Rocker winken aber meistens nach dem zweiten Refrain ab, vertragen vielleicht ein Solo, bevor die nächste Hookline Rettung verspricht. Bei Davis gibt es nur puren Strudel, garniert mit »böser« Elektronik. Die Trompete muss wohl nicht mehr extra erwähnt werden. Im Vergleich zu diesen Aufnahmen wirken die Studioversionen jedenfalls relativ zahm. Das Material wird bis zur Unkenntlichkeit gekickt. Wahnsinn! »The Essential Miles Davis« ist eine alle Stationen und Labels umspannende Doppeldisc, bei der sinnigerweise »Bitches Brew« als Trennungslinie eingerichtet ist. Dennoch unmöglich sein Schaffen komprimiert adäquat zu präsentieren. Zum 75. Geburtstag aufgelegt. Steht wirklich so auf der CD.
Miles Davis
Live At The Fillmore East, The Essential Miles Davis
Sony/Columbia/Legacy
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