Dass das zweite Album nach dem ersten (mit großartigen Velvet Underground & Nico Songs auf Wienerisch) ganz anders werden müsste, war klar. Eine reine Coverband wollten die Buben nicht werden und eigene Songs gab es schon vor der VU-Adaption. »Katzenfestung« nennt sich der aus zehn Eigenbau-Stücken bestehende Zyklus, der an die gemeinsame Vergangenheit von Christian Fuchs und David Pfister bei der FM4-Kombo Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune anschließt. Fuchs war da immer eher für die abgründigen, düsteren Stücke verantwortlich, während Pfister sich vorzugsweise Dada-Lyrics und Texten in verquerer Wienerlied-Tradition widmete. Und zumindest tendenziell ist das noch immer so.
Der Titelsong »Katzenfestung« aus Pfister-Feder ist da eher untypisch, zeichnet er doch ein Bild von Verwahrlosung und Hardcore-Eskapismus in einer Wohnung, in der nach und nach von den Katzen das Kommando übernommen wird. Es wären nicht Fuchs und Pfister plus die neuen Mitstreiter Ralph Wakolbinger und Christof Baumgartner, würden sie nicht den Blick auf die düstere Seite der ach so süßen Kätzchen richten. Die Außenwelt ist also feindlich durch und durch, die innere Sicherheit gefährden die Stubentiger. Im lustigen, vom blutjungen Jim Holeried stammenden Video zum Song wird das elende Szenario mit koksenden und Kierkegaard lesenden Plüschkätzchen extrem comichaft überzeichnet, am Ende werden die Katzenaugen zu Schusswaffen, ein großer Spaß. Ebenso das Video zu »Endloser Sommer«, das eine Art mystisch angehauchtes Picknick mit reger Beteiligung von Katzen in Menschengestalt inszeniert. Mit einem »Endless Summer« in Beach-Boys-Tradition hat das rein gar nichts zu tun.
Der grundierende Sound ist Rock in allen erdenklichen Variationen und Geschwindigkeiten, dazu kommt sporadisch der treue Fiddle-Knecht Sir Tralala mit atmosphärisch wichtigen Akzenten. Eine gute Entscheidung war es auch, zwecks Abwechslungsreichtum wieder Gaststimmen einzubauen, etwa Theresa Rotschopf (mit der Fuchs Bunny Lake betrieben hat), Voodoo Jürgens und Monsterheart. Mit »Der Blitz« kommt eines der besten Stücke vom letzten Album der Neigungsgruppe wieder zu Ehren, allerdings in der elektronischeren Vienna Apokalypse Version, was sonst? Lana del Rey fährt in Wien im Taxi mit Falco und David Lynch zum Absturzheurigen, wobei sie in eine Verkehrskontrolle von Bad Lieutenant Harvey Keitel geraten. This is Hardcore! Mit genug gutem Kokain kann auch der Untergang verdammt schön sein. Mit oder ohne Killerkatzen.