»Wandere Schwester und such‘ dir eine andere Zeit«. Ein sprechender, nachdenklicher Kontrabass sorgt für bassige Einleitungsmelodien auf dieser Jura Soyfer-Würdigung. Sängerin Maren Rahmann legt das »Lied Vom Einfachen Menschen« viel kämpferischer an als die zarte, weiche, sanfte Version der Schmetterlinge. Rahmanns Vertonungen intonieren keinen 1970er Jahre-Sound mehr, immerhin schreiben wir das Jahr 2014. Klingt ein bisschen nach Ton Steine Scherben, und da passt Jura Soyfer auch gut hin. Frecher, forscher Punkrock: »Achtung du farbiger Mann/Achtung vor den Gewehren/denn wer seine Haut nicht weiß machen kann/muss seiner Haut sich wehren«. Das gequetschte und gedrückte Akkordeon gibt schräge Töne. Clowneskes Gepfeife, Gestöhne und Gesurre, und da Satiriker Jura Soyfer auch einmal einen Text des satirischen Journalisten Kurt Tucholsky umgestaltete, ist das auch angebracht. Warum sollte man diese traurigen Inhalte – »Du bist nicht eingeladen, wo sie besoffen sind« – auch bierernst anlegen? »Der Rabe krächzt den Neujahrsgruß, mein Bruder Vagabund«. Tiefer Kontrabass, melodiös, rhythmisch, das Akkordeon hält sich zurück. Auf dem CD-Cover sind vorne nur Jura Soyfers Augen zu sehen, hinten sein schöner, freundlich lächelnder Mund. Er starb im Konzentrationslager Buchenwald 1939 an Typhus. Sehnsuchtsvoller Kontrabass, »a bisserl bitter und a bissl Zucker«, und Herbert-Achternbusch-artig-pop-rhythmisch: »Die Ware Mensch will nicht mehr Ware sein!«