Mit der EAI, der elektroakustischen Improvisationsmusik, ist es wie mit Neuer Musik: Man ist entweder Teil dieser Bewegung, selbst studierteR MusikerIn oder findet höchstens durch Zufall zu ihr, vielleicht erst durch eine Rezension wie diese. Und in 99 % aller Fälle bilden sich Stirnfalten der Verzweiflung, die nach außen hin versuchen, wie die konzentrierten Nachdenkens auszusehen. Wer sich also Improvisationen solcher Art auf Platte anhört, muss schon einen triftigen Grund dafür haben. Improvisationen wie diese, die für Außenstehende keinerlei Anhaltspunkte aufweisen, stehen und fallen mit der Intensität des Zusammenspiels und dem daraus entstehenden Gesamteindruck. Stellt sich dieser nicht positiv ein – wird man nicht ergriffen – geht auch schnell das Interesse verloren, besonders bei einer Aufnahme, die nicht einmal den Vorteil hat, die ZuhörerInnen Teil eines Live-Happenings sein zu lassen und in Kontakt zu den KünstlerInnen zu stehen, um so die Aura zu spüren und vielleicht im Live-Moment Teil dieser zu sein.
So fällt es auch bei dem Release des ersten, im Londoner Café Oto gegebenen Live-Konzerts der Formation rund um John Chantler, Steve Noble und Seymour Wright schwer, einen Mehrwert zu finden. Es fehlen die Momente, in denen es klickt, in denen man eines außerordentlichen Zusammenspiels gewahr wird und die kollektive Genialität der Musiker sichtbar wird. Beschreibungen dieser Art der Musik fallen demnach meist sehr abstrakt aus und wenn man keinen Zugang findet, bleiben sie fast gänzlich aus oder verlieren sich in oberflächlichen Phrasen. Die dargebotenen Klänge stehen jedenfalls bloß für sich und weisen nicht darüber hinaus; es entsteht kein Raum, in den man sich als ZuhörerIn hineinbegibt und mitfiebert, kein Klanggebäude, dessen Architektur man gespannt von außen beobachtet. John Chantler, der eigentlich für die Heftigkeit seiner Orgel-Drones bekannt ist, hat Wrights Saxophon-Exzesschen kaum etwas Maßgebliches entgegenzusetzen bzw. hinzuzufügen. Seine Antworten bleiben bescheiden, uninspiriert. Jeder spielt sein Instrument und dabei bleibt es.
Natürlich ließe sich an dieser Stelle auch ein Bezug zu den individuellen Arbeiten der Künstler herstellen. Der Drummer Steve Noble zum Beispiel, der ja bekannt ist durch seine zum Teil fantastischen Arbeiten mit Peter Brötzmann (Mental Shake von 2014!). Oder aber auch das Mastering des deutschen Klangkünstlers Stephan Mathieu (sein Album »Remain« von 2011 sei empfohlen). Das sind Informationen, die am Ende wenig aussagen über eine etwa halbstündige Aufnahme, die für unerschrockene Fans hier und da sicherlich Momente bereitstellt, im Ganzen jedoch nicht so recht zünden will und deshalb keinen Bezug ermöglicht.