Resilienz, dieses Scheißwort, was soll man da noch sagen – es ist nun mal in aller Munde; persönliche Widerstandskräfte, neuerdings essenziell für Unternehmen, die qua supermodernen Führungsstils die Arbeitswelt revolutionieren (»Wenn Sie merken, Sie stehen kurz vorm Burn-out, dann können wir jederzeit über Urlaub reden! Als Mitarbeiter unserer Firma bekommen Sie jetzt übrigens Rabatte auf Achtsamkeits-Apps!«), ein Buzzword als Garantie für gute Absatzzahlen für halb bis komplett esoterische Lebensratgeberliteratur. Und gerade heute, »während Corona«, was brauchen all die Leute, die sich eh nicht vorstellen können, dass sich diese Kloake, in der wir individuell wie kollektiv feststecken, durchaus mit politischer Vernunft reinigen ließe? – Freilich, fuckin’ Resilienz. Wer sich nun darüber aufregt, dass es dieser neoliberale Selfcare-Rituale affirmierende Marketingbegriff zum Titel einer Punk-Platte gebracht hat, und diese deshalb nicht mit der Kneifzange anfassen möchte, der oder die gebe der Band Imposition Man eine Chance und lasse auf sich wirken, wie sie das Thema bearbeitet: nämlich offensiv – Resilienz heißt nach der Lesart des Trios nicht, alle Zumutungen mit einem dümmlichen Lächeln und innerer Gelassenheit hinzunehmen, sondern ihnen die Stirn zu bieten. Die EP »Resilience« – auf der Markus Gönitzer und Marian Gmeiner Lukas Egger als neuen Gitarristen begrüßen dürfen – ist also ein Statement gegen Ohnmacht und Vereinzelung. »Wir hatten noch nie einen positiven Begriff von Resilienz«, unterstreicht Gönitzer. »Gerade zu Corona-Zeiten sieht man, dass Resilienz zum Volkssport wird, zu etwas, was dem Staat in der Krise eigentlich hilft, sich abzuputzen.« Man kann sich die EP als Aufputschmusik zu einem Schattenboxkampf vorstellen, zu deren Takt man sich wegduckt und wieder auftaucht, um dem unsichtbaren Gegner (unsichtbar wie die Macht, die uns regiert) einen Uppercut zu verpassen. Zitat aus dem Song »Gloves«: »Put on your gloves to stay out of harm’s way«. Imposition Man vertonen also ihre Verteidigungsstrategien, zusätzlich analysieren sie die Herrschaftsmethoden des großen unsichtbaren Gegners (»Split up, separated, what a magic trick«) und dekonstruieren den faschistischen Mumpitz einer »natürlichen Ordnung«. Das erscheint etwas geisteswissenschaftlich für den guten alten Faustkampf, den sich Imposition Man anschicken aufzunehmen. Allerdings – und das ist der Reiz dieser EP – komprimiert sich dieser dystopische Post-Punk-Scharfsinn in acht wuchtigen Stücken, deren längstes es auf 2 Minuten und 22 Sekunden bringt. Durchatmen, weitermachen.
Imposition Man
»Resilience«
Twintoe Records
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