Kapitalismus und von Kolonialherren gesetzte Grenzen setzen den Tuareg-Nomaden zu. Wegen der Nationalstaaten kann man nicht so einfach durch die Wüste ziehen. Dieses Zerriebenwerden zwischen nationalen Fronten, religiösem Fanatismus und globalem Kapitalismus, der natürliche Lebensgrundlagen zerstört, fließt in ihre in der Tuareg-Sprache Tamaschek gesungenen Texte ein. Menschlichkeit und Nächstenliebe sind den Turareg-Rockern wichtig. Somit ist Freundschaft für Imarhan – übersetzt »Die, die mir etwas bedeuten« – wertvoll, doch auch Verwandtschaftsverhältnisse spielen eine nicht unwesentliche Rolle. »Temet« (»verbunden«) wurde das zweite Album getauft und Sadam, der kreative Songschreiber von Imarhan, ist der Cousin von Eyadou Ag Leche von Tinariwen! Die südalgerische 100.000-Einwohner-Oase Tamanrasset ist ihre gemeinsame Homebase, doch unterscheidet sich der Sound von Imarhan als Band der zweiten Wüstenbluesgeneration einigermaßen. Sie stehen im Saft, beeindrucken mit fettem, rockig-räudigem Sound, in den sie kräftige Melodien einstreuen. »Azzaman« hebt eingangs mit distorted WahWah-Gitarren und einem Schuss Psychedelia an. Den Sound von Imarhan bestimmen knackige Gitarren sowie die forsche Rhythmusgruppe mit vorantreibender Percussion. So erbebt sich etwa »Tumast« mit funky Bass und ungestümen Gitarren, doch können Imarhan genauso gut zurückgenommene Balladen wie »Tarha Nam« oder laidback ausschweifende Midtempo-Nummern wie »Tochal«. Schlussendlich breitet sich förmlich die Wüste unter einem aus. »Ma S Abok«, runtergedimmt auf akustische Gitarren, tönt mit Response-Frauenchor wie ein besänftigendes Wiegenlied.
Imarhan
»Temet«
Wedge/City Slang
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