Das französische Baskaru-Label zählt zu den Heinzelmännchen im Bereich der Elektroakustik. Jedes Jahr erscheinen ein paar CDs von einschlägigen Künstlern, meistens auf sehr hohem Niveau, dennoch nicht ausschließlich atemberaubend – was aber durchaus genrespezifisch ist. Die Elektroakustik ist nunmal eine spröde Branche, es grummelt hier meist mehr als dass es funkelt. Baskaru Katalogeintrag No. 26 versammelt ein wenig überraschend drei japanische Meister des Soundexperiments, Toshimaro Nakamura am »no-input mixingboard«, Ken Ikeda am stringdecoder&synth und Tomoyoshi Date an diversen Instrumenten, unter anderem am Spielzeugpiano und fieldrecordings beisteuernd. Der Titel der CD, »Green Heights«, ist eine Anspielung auf die Wohnsituation von Tomoyoshi Date, der/die im sechsten Stock eines Hochhauses wohnt. Dort, am Balkon (»a happy balcony«), treffen sich die Freunde, trinken Sake, lauschen dem Gewusel der Stadt, und machen dabei gemeinsam Musik. Irgendwie ist diese Information essentiell für die CD, die sich zwar auch sonst durch eine schillernde Leichtigkeit vom elektroakustischen Einheitsgrau abhebt. Aber erweitert man das Hörerlebnis von »Green Heights« um diese Assoziation, wird das Hörerlebnis fast beglückend. Wie von selbst rutscht man in einen Ghibli-Film hinein und streunt man mit fliegenden Katzen, verzauberten Androiden und einem Drachen aus Soundschnipsel durch das nächtliche Tokyo. Dazu stellt man sich das Märchen vom verzauberten Spielzeugpiano vor, das auf den befreienden Kuss durch die Prinzessin Synthasia wartet. Wir hören also Elektroakustik für Japanophile, in diesem Fall überwiegend funkelnd.
Nakamura, Ikeda, Date
»Green Heights«
Baskaru
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