Gottes Eier sind aus Gold. Nach ihrem Bild schuf er den Menschen. Dieser Kugelmensch ist die zentrale Figur des Selbstfindungs-Gospelbuchs »Golden Balls« von Fantas Schimun, die mit den Worten Lionel Richies fragt: »Hello, is it me I’m looking for?«. Denn irgendetwas ist ihm verlorengegangen – und es ist nicht damit getan, jenes Etwas »die bessere Hälfte« zu nennen (frei nach Platons Mythos vom Eros). Dieses Ei (oder »I«) hat einen gehörigen Sprung. Gott wurde entmannt. Schimun zeigt uns das am größten (»We will overcome«) wie am kleinsten (»Ego comes and we wanna go home«) Kreisdiagramm der Welt auf. Diesem Bildungsauftrag gemäß eiert auch die von wenigen Komplizen und ihr herbeizitierte Rahmenhandlung namens Jazz – somnambul wie Miles Davis Soundtracks, leichtfüßig wie David Byrne Theaterscores, dem Ryhthmus abhold wie eine ausgekegelte Schulter. »Golden Balls« gleicht also als Figur einer ausgeklügelten elliptischen Form, einem Ei mit viel Autoaggression und -erotik über den Zeitraum der letzten vier Jahre ausgebrütet, um via Eigenlabel Keto 2014 in die Welt geworfen zu werden. Ein großer Wurf! Fantas Schimuns goldener Schnitt durch die Hoden Gottes.
Fantas Schimun
»Golden Balls«
Keto Recordings
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