Valentinstag – ein schönes Ereignis für Turteltauben und mögliches Ärgernis für alle anderen Vögel. Passend genau an diesem Tag hat ghost ambulance, das Solo-Projekt von Jules Geist aus Wien, eine neue EP vorgelegt. Sie nimmt sich in den Songs umsichtig der zwischenmenschlichen Verstrickungen und komplizierten Gefühlslagen an, besingt Intimität, Zweifel an der Zweisamkeit und dem eigenen Ich, das man den ganzen Tag mit sich herumschleppt: Es ist kompliziert, also lass uns reden, gerade deshalb. Trotz komplexer Themen sind Klang und Grundstimmung warm und vorsichtig optimistisch. ghost ambulance schöpft aus den Füllen von Emo, Folk, Slowcore, mit gemäßigt-nachhaltigem Tempo, Stimme und Akustik-Gitarre im Zentrum einer sphärisch-verträumten Rahmung. Wie die jüngste Vergangenheit zeigt, lässt sich dieser Sound auch stimmungsvoll auf der Live-Bühne beschwören, wo ghost ambulance von einer fixen Band begleitet wird. Die drei »tricks« auf der EP heißen: »juno«, »i’m sick of being a coward« und »this was never my intention«. Sie stellen auch inhaltlich den Kontakt mit Emo her, einem Genre, das bekanntlich seit den 1990ern den expliziten Ausdruck und die Kommunikation über Gefühle in den Mittelpunkt rückt. ghost ambulance ist daher in der transatlantischen Musikwelt zu verorten, mit Emos Verwurzelung in den US-amerikanischen Metropolen und Maisfeldern. Gefühlvoll-nüchtern wird dann der Zusammenhang von Wünschen, Selbstbild und Reisen am Schluss von »i’m sick of being a coward« besungen: »I thought a trip to the US would change my whole life / and by the time that I came back […] / I’ll be exactly where I want to be in life / be someone I might like.« Die Selbstreflexion am Schluss ist pointiert. Sich selbst verändern durch einen Ortswechsel – kann man werden und machen, was man will? Glücklicherweise ist das Wollen schon die Voraussetzung allen Gelingens. Das gilt am Valentinstag und auch sonst immer.

ghost ambulance
»tricks for you«
Self-Release

Unterstütze uns mit deiner Spende
skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!