New Yorks Garcia Peoples haben in den letzten anderthalb Jahren in einem bemerkenswerten Tempo eine Reihe ebenso bemerkenswerter Alben veröffentlicht. Um genau zu sein ist »One Step Behind« eben bereits das dritte Album der Band, nach dem 2018 erschienenen Debüt »Cosmic Cash« und dem im Frühjahr 2019 veröffentlichten Zweitwerk »Natural Facts«. Noch bemerkenswerter ist, dass Garcia Peoples nach zwei hervorragenden Alben mit »One Step Behind« nun ein absolutes Meisterwerk abgeliefert haben, das wegweisend für Psychedelic Rock in den kommenden Jahren sein sollte. Alle drei Alben erschienen auf dem New Yorker Label Beyond Beyond Is Beyond Records, das sich in den letzten Jahren zu einer Institution für zeitgenössische psychedelische und experimentelle Musik entwickelt hat. Die Band besteht mittlerweile aus den Brüdern Cesar (Schlagzeug) und Danny Arakaki (Gitarre, Gesang), Andy Cush (Bass), Pat Gubler (Keyboards), Tom Malach (Gitarre, Gesang) und Derek Spaldo (Bass, Piano und Gesang). Der titelgebende Track »One Step Behind« eröffnet das Album und nimmt gleich mehr als eine Plattenseite ein. Die ersten Töne, die zu hören sind, stammen von Bob Malach, dem Vater des Sängers und Gitarristen Tom Malach. Der ältere Malach ist ein Jazz-Saxofonist, der bereits mit Leuten wie Stevie Wonder, Joe Zawinul und Horace Silver gearbeitet hat. In den ersten Minuten von »One Step Behind« vereint sich das Delay-Saxofon mit einer repetitiven Gitarrenfigur und einem Hintergrund-Drone (wahrscheinlich von Pat Gublers Keyboards) zu einer an Terry Riley erinnernden Jazz und Minimal Music Fusion. Nach etwa einem Drittel der ersten Plattenseite schält sich aus dem lauter werdenden Drone und einer neuen, repetitiven Gitarrenfigur dann langsam ein Song heraus. Der Übergang wirkt absolut nahtlos und man hört, dass die Band sowohl ausgefeilte Arrangements als auch spontane Jams mühelos beherrscht und vor allem auch diese beiden Elemente äußerst gekonnt vereint. Teilweise erinnert die Musik von Garcia Peoples an eine Mischung aus Grateful Dead, Stevie Wonder, Crosby, Stills & Nash und frühen Genesis. Über den bereits erwähnten Pat Gubler (P.G. Six/Wet Tuna/Tower Recordings) hat die Gruppe auch eine direkte Verbindung zur New Yorker Experimental/Psychedelic Szene der Neunziger und frühen Zweitausender. Dessen Keyboards sind auch ein wesentlicher Bestandteil des Sounds von »One Step Behind«. Der Titeltrack entwickelt sich über mehrere Strophen und instrumentale Teile immer weiter und bleibt über die gesamte Spiellänge interessant. Bemerkenswert ist auch, wie Garcia Peoples es schaffen, Elemente von Jam-Band-Musik, Classic Rock, Prog Rock, Jazz und Indie auf erfrischende Art zu verbinden, sodass das Ergebnis absolut natürlich und eigenständig klingt. Auch das zweite und letzte Lied des Albums, »Heart and Soul«, ist eine wunderschöne Country-Soul-Ballade mit einem grandiosen Flötensolo von Pat Gubler. Mit »One Step Behind« haben Garcia Peoples das dritte große Album in Folge abgeliefert und wahrscheinlich eines der besten Psychedelic-Alben des neuen Jahrtausends. Das ist ziemlich bemerkenswert für eine relativ junge Band und man darf gespannt sein, was da noch so kommt in den nächsten Jahren. Wer sich mit den Studio-Alben nicht begnügen möchte, kann übrigens eine Reihe an Live-Auftritten von Garcia Peoples und anderen Bands, die ihre Erlaubnis gegeben haben, auf Live Music Archive, dem Musikzweig des Internet Archive, nachhören. Hier lässt sich die Evolution einer fantastischen Live-Band nachvollziehen und auch die breit gestreuten Cover-Versionen geben einen Einblick in die vielen unterschiedlichen Einflüsse auf Garcia Peoples. Man kann nur hoffen, dass die Band in Zukunft auch in Europa touren wird!
Garcia Peoples
»One Step Behind«
Beyond Beyond Is Beyond Records
Text
Ulrich Musa-Rois
Veröffentlichung
02.12.2019
Schlagwörter
Beyond beyond is beyond records
Garcia Peoples
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