Gambit kurz definiert als »Schacheröffnung mit Bauernopfer, somit ein Vorteil entsteht«. Die Titelgebung ist verunglückt, denn: was wird hier geopfert und zu wessen Vorteil? Statt strategische Brettspiel-Opferungen finden auf acht sorgfältig editierten Tracks spielerische Verschmelzungsvorgänge statt und das in einer brillanten Besetzung. Der New Yorker Downtown, vertreten durch Matt Darriau (Saxophone, Klarinetten), Brad Shepik (E-Gitarre), Rufus Cappadocia (5-saitiges Cello) und der mazedonische Seido Salifoski (Perkussion), spielen eine mitreißende Musik im breiten Spannungsfeld zwischen Yiddish roots und Balkan-entlehnten Melodien. Gesellt sich Theodosii Spassov als Special Guest hinzu, wird eine sprühende Expressivität lebendig. Allein schon seiner bulgarischen Hirtenflöte (Kaval), möchte man sich lauschend ausgiebig hingeben. Das warmklingende Holzinstrument fügt sich bestens in diese außergewöhnliche Formation ein. Die stärksten Momente bescheren uns die fünf Weltbürger dann, wenn traditionelle Folk-Sounds genug Platz einnehmen. Schwächen hingegen dort, wo krampfhaft ein saxophoniger Be Bop miteingeschoben werden muss.
Vielleicht ist gerade dies das Bauernopfer.