»Schön hier, nicht? Hübsch und romantisch! und privat!« Die Frauenstimme ist nur eines von zahllosen Samples, die Philip Scheffner für sein Kunstwerk »fon« verwendet. Es ist auf seinem, gemeinsam mit Merle Kröger in Berlin neugegründeten Label Pong erschienen. Ebendort hatten die beiden Anfang der 90er die Gruppe Botschaft ins Leben gerufen, die sich experimentell und auf vielerlei Art und Weise mit Film und Musik beschäftigte. Zum Zentrum wurde der eigene club Friseur in Berlin-Mitte. Gegensätzliches findet auf »fon« statt: auf die eingangs erwähnten Worte, die, obwohl von beunruhigenden Drones begleitet, eine heimelige Atmosphäre erahnen lassen, folgt binnen Sekunden der unangenehme Dialog: »Kann ich dir trauen?« – »nein!«. Bequemlichkeit trotz düsterer Grundstimmung, alltägliches Leben in einer Endzeit könnte das Programm sein. Handyläuten bleibt ohne Antwort und Schritte verhallen ungehört irgendwo, wo man das Gefühl nicht los wird, dass einst alles in Ordnung war aber nichts mehr so sein wird wie früher. Doch es passiert immer noch viel am letzten Tag der Welt. Soundscapes schwingen um in wüstes Brodeln, keineswegs peinliche Break-beats driften ab in angsterregende Loops, begleitet von schwindelerregenden Kaskaden aus Knistern und Rauschen in allen erdenklichen Farben und der einsame Held findet sich nach knapp halbstündigem Kampf schließlich ab mit seiner Existenz inmitten dieser apokalyptischen Zustände. Die subtile Dramaturgie macht diesen Soundtrack ohne Film zu einem makaberen Meisterwerk.
Philip Scheffner
fon
Pong
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