© Wiener Wortstätten
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Ein Fest für das Wort

20 Jahre Wiener Wortstätten! Gefeiert wird doppelt: mit den Wortstattnächten am 14. und 15. November im Kosmos Theater und dem »House of Words« am 25., 27. und 28. November im Theater am Werk – einer Collage aus 20 neuen Texten über das Feiern selbst. Ein Jubiläum als Liebeserklärung ans Schreiben.

In einer Zeit, in der Worte wie nie zuvor austauschbar gemacht oder auf die Goldwaage gelegt werden, kann man als Stadt froh sein, noch eine Institution wie die Wiener Wortstätten zu beherbergen. Das interkulturelle Autor*innentheaterprojekt wurde 2005 von Dramatiker Bernhard Studlar und Regisseur Hans Escher gegründet und widmet sich seitdem wie kaum eine andere Einrichtung der Weitergabe und Pflege einer der ältesten Kulturtechniken der Menschheit: des Schreibens. Insbesondere des dramatischen Schreibens – weshalb es nur folgerichtig ist, dass sich die Wiener Wortstätten bis heute in erster Linie als Vermittlerinnen zwischen Autor*innen und Theaterbetrieb verstehen. Und das tun sie mit spürbarem Ernst und Leidenschaft: Seit 20 Jahren tragen sie maßgeblich zur Förderung junger Stimmen in der österreichischen Theaterszene bei.

Wiener Wortstätten Team © Anna Zehetgruber

Zum 20-jährigen Jubiläum gibt es deshalb nicht nur die jährlich stattfindenden Wortstattnächte im Kosmos Theater am 14. und 15. November. Nein, am 25., 27. und 28. November folgt zusätzlich die Uraufführung von »House of Words« im Theater am Werk am Petersplatz – eine szenische Collage, die aus Texten von 20 Autor*innen besteht, die von Februar bis Juni 2025 im Auftrag der Wiener Wortstätten kurze dramatische Stücke verfasst haben. Alle drehen sich um das Motiv des Feierns in seinen unterschiedlichsten Facetten – von persönlichen Erfolgserlebnissen bis zu gesellschaftlichen Ritualen. Entstanden sind Monologe, Minidramen, Reden, Songs und Szenen, in denen unter anderem ein Theatergott, ein Buckelwal, Playmobilfiguren, Totgeglaubte, Neugeborene und Hunde auftreten.

Zur Feier der Feier 

Und zur Feier der Feier gibt es gleich noch einen Grund zum Gratulieren: Die Wiener Wortstätten dürfen sich in diesem Jahr über eine Nominierung beim Nestroy-Preis freuen. Die Autorin Lena Riemer, deren Stück »aufstiegskörper« im vergangenen Jahr im Drama Lab entstand, ist als beste Nachwuchsautorin 2025 nominiert. Das Drama Lab, das seit 2022 jährlich stattfindet, ist eines jener Projekte, mit denen die Wiener Wortstätten gezielt den Entstehungsprozess neuer Theaterstücke fördern – mit Fokus auf die künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen. 

Drama Lab 2024 © Wiener Wortstätten

20 Jahre mögen das Ende einer Jugend sein und dennoch erst der Boden, auf dem sich ein noch viel längerer Weg ebnet: einer, auf dem sich noch viele Meinungen und Geschichten bilden können. Gerade in einer Zeit, in der Worte mehr denn je ökonomisiert, verkappt und verdreht werden, braucht es die Rückkehr zu einer Werkstatt – weshalb der Name hier mehr als nur Programm ist. Er erinnert daran, dass Sprache nicht einfach aus einem Prompt entsteht, sondern etwas ist, das Arbeit, Geduld und Begegnung erfordert, um zu einer eigenen Stimme und damit zu einem Mittel gegen Ohnmacht zu werden. Eine Haltung, die wir heute mehr denn je brauchen, um der Sprachlosigkeit einer zunehmend lauter werdenden Welt etwas entgegenzusetzen.

Link: https://www.wortstaetten.at/ 

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