Die Fernseh-Reporterin Virnich ist eine Wissende. Eine, die an den Menschen interessiert ist: Das merkt man bei den vorliegenden 19 Reportagen aus allen Regionen des Kontinents. Es sind Storys abseits der Katastrophen, die ein Bild von Afrika an einzelnen Menschen festmachen – etwa am Rapper Manu Diof, mit dem sich Virnich gemeinsam durch den Senegal bewegt, auch an den Strand von Dakar, wo in den Morgenstunden junge Männern öffentlich ihre Fitness trainieren und so sinnbildlich für einen Kontinent im Aufbruch stehen. Oder: Virnich berichtet über das riesige Land Demokratische Republik Kongo, im Herzen von Afrika gelegen und gemeinhin bekannt für Bürgerkriege, Menschenaffen und jene Metalle, die für Mobiltelefone heiß begehrt sind. Dort trifft sie einen alten Mann, der in einem ehemaligen Kolonialgebäude der Belgier wohnt, und fährt den Kongo-Fluß hinunter – immer inmitten der Menschen dieses Kontinents.
Begegnungen in Afrika
Besonders eindrücklich, und zur aktuellen Fußball-Weltmeisterschaft in der Republik Südafrika passend, ist eine Reportage aus den Slums von Nairobi, in der einander Frauen regelmäßig zum Fußballspielen treffen. Eine der Frauen, Jane, steht beispielhaft dafür, was auch in Afrika mit guten Ideen, Mut zu deren Umsetzung und Geschick möglich ist: Sie betreibt eine Schreibstube in Nairobi, in der sie für AnalphabetInnen Briefe privater wie offizieller Natur aufsetzt. Das gemeinsame Fußballspielen empowered die Frauen schließlich soweit, dass sie sich miteinander bei politischen Stellen für ihre Anliegen und eine Verbesserung ihrer Lebensumstände einsetzen.
Es ist ein wichtiges Buch, das Afrika von unten zeigt, von Seiten der einfachen Menschen aus betrachtet. Das zeigt, wie sie ihr Leben in schwierigen Situationen organisieren. Und gut geschrieben sind diese Reportagen obendrein!
Brigitte Virnich: »Ein Fahrrad für die Flussgötter«
A1 Verlag, München 2010, 223 Seiten, EUR 19,80