Als im April des Vorjahres »Austerity Dogs« erschien, da kannte die Sleaford Mods noch keine Sau – jedenfalls nicht außerhalb von Nottingham. Seitdem ist viel passiert. Die eloquente Angepisstheit von Jason Williamson, die seine sarkastische Urteilskraft eher schärft denn trübt, unterlegt mit minimalen Beats und Bassläufen von seinem Partner Andrew Fearn – diese einfache aber explosive Mischung hat in den vergangenen zwölf Monaten international großen Eindruck hinterlassen (vgl. auch skug #95). Unter anderem wurden Matador Records aufgescheucht und veröffentlichten eine der vier Singles, die im Laufe des Jahres 2013 erschienen. Diese sind auf »Chubbed Up« noch einmal digital zusammengestellt und über die bandcamp-Seite der Sleaford Mods erhältlich. Mit »Divide And Exit« legt das Duo neues Material nach, und von Schnellschuss kann im qualitativen Sinn keine Rede sein. Wer also bisher den Knall nicht gehört hat, der oder die kann jetzt nachhören, wie sich Stil-, Klassen- und nicht ganz so falsches Bewusstsein im neoliberalen Verblödungszusammenhang messerscharf artikulieren: scharfzüngig und selbstbewusst und nicht salomonisch oder sozialdemokratisch. In seinen Texten beißt Jason Williamsons jede Hand, die ihm möglicherweise beschwichtigend über den gut frisierten Kopf fahren will, und Andrew Fearn hält mit kargen Beats und wenig mehr (trockene Bassläufe, hin und wieder ein Sample) die desolaten Alltagsbetrachtungen von Williamson zusammen. Vergleiche mit Mark E. Smith, John Cooper Clarke, John Lydon und anderen schimpfenden Post-Punk-Rohrspatzen hat sich Williamson schon eingehandelt – geschenkt, auch in Bezug auf sich einstellenden Stardom hat er eine trockene Bemerkung auf Lager: »Break on through … and end up on a posh cemetary in Paris«. Mal sehen, wie das weiter und ausgehen wird. Bis dahin gilt: Sleaford Mods, tar!
Sleaford Mods
»Divide And Exit«
Eigenverlag
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