Dekorder, Hamburgs aufsteigendes Experimental-Label, legt zum Herbst eine ganze Kiste Produktionen auf den Gabentisch. Denn wie wir wissen: Weihnachten geht im September los. Statt eines verfrühten Adventskalenders, der dann eh bis Mitte Oktober leergefuttert wird, sollten Sie dieses Jahr lieber ein paar Euro mehr in Dekorder investieren, denn davon HABEN Sie auch mehr. Guido Möbius, Berliner Gutmensch, der 2003 schon weitab vom Berliner Hype mit dem wunderbar entspannten Album »Klisten« überraschen konnte, steht sich hier in nichts nach. Nix hier mit sperrig, und immer noch nicht spektakulär – es krautklöngelt so vor sich hin, es ist warm, es dattelt mitunter arg gemütlich, hat viel Humor und es macht große Freude. Gute Menschen, die das Rad nicht neu erfinden und dabei ganz genau wissen, dass sie das auch nicht müssen. Für den Zeitgeist schon viel zu positiv im Gestus, für mich ist es wie Weihnachten und Ostern zusammen. Tu m‘ sind auch nicht gerade Ohrenpiercing. Das italienische Duo improvisiert auf akustischen Instrumenten und murmelt das ganze dann sehr klug am Computer zu so etwas wie Songs zusammen. Angereichert mit der einen oder anderen Feldaufnahme ergibt das eine sehr dichte, seltsame Stimmung, die dann manchmal auch leicht ins Esoterische kippen darf. Aber nur, weil Eno das auch durfte und weil alles gewieft hintertürig montiert wird. Gepriesen sei das Cover dieser CD im Übrigen. »Nada« von pxp hat dafür ein auf den ersten Blick extrem uninformatives Cover. Dazu passt, dass ich den Pressetext versust habe. War das nicht jemand von Farmers Manual? Die kodifizierte Ästhetik des Covers (die Informationen kann man sich sicher irgendwie ausrechnen) passt sehr gut zu dem Ton. Im Vergleich zu herkömmlichen Informatikerplatten ist er sehr musikalisch, eigensinnig und sorgfältig komponiert, man wird tatsächlich Zeuge von Musik und nicht Klangforschung am Computer oder gar der Formatierung einer Festplatte. Selten genug jedoch erreicht eine Produktion aus dem Computergenre ein solches Niveau. Definitiv extra gut auf Kopfhörern!
Guido Möbius | Tu m' | pxp
»Dishoek« | »Just One Night« | »Nada«
Dekorder
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