Verwirrung erst einmal: Zum Leidwesen der Band selbst wird in einem Spiegel-Artikel durch eine Bildunterschrift der Eindruck erweckt, es handle sich bei Nylon um ein Side-Project von Micatone-Sängerin Nina Bassenge. Auf dem Album dann keine Spur von der Berliner Jazz-Chanteuse. Enthülltes Pseudonym oder schlichtes Versehen? Ersteres stellt sich nach eingehender Recherche heraus. Lange freilich hätte man die unleugbaren Parallelen zur Stammband ohnedies nicht verheimlichen können:
Man stelle sich nämlich den auf den Punkt gespielten Jazz-Pop-Sound von Micatones »Is You Is« vor, unterlege ihn mit Schlagertexten von Knef und Krug und fertig ist das Nylon-Produkt. Geschmeidiges Keyboard-Spiel hier, wohltemperierte Fender-Rhodes dort. Vorhersehbar ist das, aber nicht ohne Reiz.
Die hochgesteckten Erwartungen, die zumindest der Spiegel mit seinem Artikel schürte – Nylon seien die neue Hoffnung des deutschen Chansons, hieß es dort mehrfach – kann »Die Liebe kommt« allerdings nicht erfüllen. Zwar erweist sich die Angst, es könne sich dabei um die Schnittmenge aus 2Raumwohnung und Nena handeln, als unbegründet, dennoch haftet dem Album das gleiche Manko an, das auch »Is You Is« anhaftete und das man deutschen Produktionen gemeinhin gern nachsagt: Sterilität.
Wirklich gut wird es dann, wenn nüchterner Chanson-Pop auf unpeinliche dubbige Basslines trifft (»Die Liebe kommt, die Liebe geht«) oder Bassenges ganzer Charme in einem auf sie zugeschneiderten Deutsch-Funk erstrahlt (»Es ist zu spät«).
Eine Platte, die wie geschaffen ist für den gemeinsam verbrachten Sonntag vormittag. Die Dämmerung allerdings übersteht sie wohl kaum. Eine Platte, wie sie eigentlich nur aus Berlin kommen kann.