»Die beiden Türen der Welt« ist das literarische Debüt der Schweizer Autorin Anna Ruchat, der Titel ist bei Paul Celan entlehnt. Es sind vier schmale Erzählungen, die sich in knapper, verdichteter Sprache mit den großen Themen des Lebens auseinandersetzen: Liebe und Tod, wobei der Tod eine Klammer für die vier Erzählungen ist.
Liebe und Tod
Da ist eine Schwangere, die weiß, dass ihr Baby keine Überlebenschance hat (»Weiße Trauer«). Da ist die Geschichte über die zarten Bande – vielleicht ist es sogar Liebe – zwischen einer Redakteurin und einem schweigsamen, fahrenden Schneider, der am Ende der titelgebenden Erzählung »Die beiden Türen der Welt« stirbt. In schlichten Sätzen beschreibt Ruchat ihre Figur kurz und dennoch plastisch: »Er mochte Marmelade, vor allem Quittenmarmelade, er ging am Meer spazieren, wenn die Sonne tief am Horizont stand und vom Wasser die frische Abendluft hinüberwehte, er mochte keine grellen Farben, aber mit seinem seltsamen Bus reiste er die ganze Küste entlang, immer auf der Suche nach einem Ziel, einem Lebensinhalt.«
Auszeichnungen für Anna Ruchat
Die beiden anderen Texte (»Geister« und »Ballade von den Soldaten ohne Waffen«) ziehen einen zwar nicht so sehr in den Bann wie die oben erwähnten, dennoch ist »Die beiden Türen der Welt« ein gelungenes Debüt. Anna Ruchat hat dafür den Schillerpreis und den Premio Chiara bekommen. Sie unterrichtet auch an der Übersetzerschule in Mailand und hat unter anderem Thomas Bernhard, Friedrich Dürrenmatt und Viktor Klemperer ins Italienische übersetzt.
Anna Ruchat: »Die beiden Türen der Welt. Vier Erzählungen«. 107 Seiten. (Zürich: Rotpunktverlag: 2006) €15,50
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