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Der wilde Mozart

Kurt Palms neuer Film Der Wadenmesser ist ein ungewöhnliches Portrait von Wolfgang Mozart. Dass man das Amadeus weglassen soll erfährt man ebenso, wie ein Rätsel, das sich Mozart anlässlich eines Maskenballs ausgedacht hat.

Das Rätsel, das Mozart als indischer Philosoph verkleidet auf dem Ball verbreitete, endet mit den Worten: Ich weiß alles, was man mir anvertraut. 4936 Sekunden später, am Ende seines vergnüglichen Portraits, erfährt man die Lösung, die hier nicht verraten werden soll.
Dafür öffnet Palm die Briefarchive Mozarts und offenbart Mozarts Hang zur Derbheit ebenso wie seinen Sinn für Humor: In einem Brief an seine Cousine Maria Anna Thekla Mozart, mit der ihn eine leidenschaftliche Affäre verband, fehlen eindeutig sexuelle Anspielungen nicht. Briefe unterzeichnete er etwa als Edler von Sauschwanz.

Mozart ohne Amadeus

Wolfgang Mozart – Amadeus ist in seiner Geburtsurkunde nicht vermerkt – hat, so Palm, im Untertitel ein wildes Leben geführt: Vielleicht wäre er in heutiger Zeit ein schriller Popstar geworden, eine Deutung, die einst auch Falco verfolgte.
Der Soundtrack zum Film fällt dementsprechend ungewöhnlich aus: Nachdem das Grazer Akkordeonensemble die Overtüre aus der Hochzeit des Figaro eröffnet hat, folgen Stücke von Chrono Popp. Noch ein Akkordeonist ist da bei: Otto Lechner spielt gemeinsam mit Kadero Ray die Overtüre aus der Entführung aus dem Serail. Am ungewöhnlichsten ist freilich das Stück Mozarts Briefe von den Linzer Rappern Texta und natürlich Die kleine Nachtmusik in der Interpretation der Marktmusik Timelkam. Dazwischen liest Kurt Palm Briefe von Mozart auf höchst vergnügliche Weise: Ein Brief an seine geliebte Cousine enthält den deftigen Satz: Gute Nacht, scheissen’s ins Bett, dass es kracht!
Sehenswert und hörenswert.

skug verlost in Kooperation mit Fischerfilm und Geco drei CDs des Soundtracks zu Der Wadenmesser. Es gewinnen die ersten drei Einsender an redaktion@skug.at, Subjekt: Der Wadenmesser.

Der Wadenmesser (R: Kurt Palm) läuft in österreichischen Kinos.
OST: Der Wadenmesser (Geco/Hoanzl)

Home / Kultur / Film

Text
Jürgen Plank

Veröffentlichung
03.02.2005

Schlagwörter

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