»Wer Zusammenhänge herstellt, fliegt raus. Wer denkt, muss aussteigen. Wer bis drei zählt, ist ein Phantast. Der Empirismus der Medien duldet nur isolierte Berichte …«, schrieb Peter Sloterdijk bereits 1983. Zu dieser Zeit konnte die Berichterstattung des ORF (man höre und lese Öffentlich Rechtliches Fernsehen) als halbwegs objektiv befunden werden und dies unter dem Medienkanzler Bruno Kreisky – Respekt. Heute wird nach der Harald Schmidt’schen Definition Unterschichtenfernsehen par Excellence veranstaltet und die Sendungsverantwortlichen glauben wirklich, dass dieser Zustand von niemandem wahrgenommen wird. Die ORF-Granden wollen ihre medialen Daumenschrauben noch nachziehen und in der Dauerhitze der Vorwahlkampfzeit einen »Willkommen Österreich«- Wohnzimmer-Permanentzustand verbreiten. Aber nun schlägt das Imperium ein wenig zurück. Zuerst gab eine illustre Runde aus ehemaligen und heutigen ORF-Mitarbeitern und Freunde eines unabhängigen, kritischen und objektiven Fernsehsenders (bissi kindisch die Vorstellungen) namens der FreiRaum das Buch »Der Auftrag – öffentlich – rechtlicher Rundfunk – Positionen – Perspektiven – Plädoyers« heraus und gleichzeitig formierte sich eine Interplattform mit dem schönen Titel SOS ORF. Knapp 75.000 digitale Unterzeichner einer Petition zur Diskussion des momentanen Zustandes des Senders brachten hohe Mitarbeiter um die Führungstroika Lindner/Mück/Fiedler vor eine sogenannte Untersuchungskommission, wo die Drei es momentan nicht so lustig haben wie im »Willkommen Österreich«-Wohnzimmer. Beachtlich an beiden Initiativen ist nicht ihr Anspruch zur Novität, sondern die gemeinsame Innovation der bürgerlichen, liberalen, sozialdemokratischen und unparteiischen Köpfe zur Veränderung. Deswegen lesen und kommende Wahlen im und um den ORF abwarten.
Der FreiRaum (Hg:) »Der Auftrag – öffentlich – rechtlicher Rundfunk – Positionen – Perspektiven – Plädoyers«, Verlag Sonderzahl, 215 Seiten, 16 Euro.