Datashock, die Horde mit Homebase im Saarland, liefert mit »Kräuter der Provinz« wieder einmal den perfekten Soundtrack für einen psychedelischen Sommer. Nicht nur der Albumtitel wirft ein zwinkerndes Auge auf die musikalischen Vorläufer im Krautrock, auch die einzelnen Tracks schlagen einige verschiedene Richtungen ein, die üblicherweise mit diesem Genre verbunden werden. So erinnert der Opener »Hullu Gullu, wir liefern Shizz« mit seiner motorischen, treibenden Rhythmik ein wenig an Neu! Währenddessen lässt »Wenn alle wollen, will uch auch« mit seinem Mid-Tempo-Groove und Rückwärts-Gitarrensolo eher an Jam-affine Verteter des Genres wie Guru Guru oder auch Amon Düül denken. Das 16-minütige Space-Rock-Monster »Im Zuchtstall der Existenzhengste« wiederum könnte sich perfekt zur Untermalung für einen Sonnenaufgang bei Stonehenge eignen, wenn mal Abwechslung von Hawkwind gefragt ist.
Daneben gibt es aber auch experimentellere Tracks wie das collagenhafte »Langusten Clown (am Atlantik)« oder »Spirituelle Enthaltsamkeit im Sandwichverfahren«, wo sich ganz gemächlich eine Akustikgitarrenfigur aus dem psychedelischen Morast schält und in den letzten Minuten damit etwas an pastoralen Psychedelic Folk erinnert. »Schönster Gurkenschwan« hingegen beginnt als Drone-basierte Experimentaljam mit vordergründiger Geige und Free-Jazz-artigem Klarinetten- und Elektronikgefiepse. »Marodierende Sachbearbeiter aus Teilzeit« und »Halb-Halb wie ein guter Kloß« setzen die experimentelle und zeitweise düster-bedrohliche Stimmung fort, die auf der zweiten Albumhälfte überwiegt, am Ende des Albums gibt es mit »Eine Brise Exotik« aber wieder eine gute Dosis des bewährten Datashock-Humors, eine der trefflichsten Eigenschaften der Band, die sie davor bewahrt, sich selbst zu ernst zu nehmen, was wohl das größte Problem einiger Vertreter dieses Genres ist.