Eine mysteriöse neuartige Mutationskrankheit verwandelt Menschen in Tiere. Der 16-jährige Émile (Paul Kircher) und sein Vater François (Romain Durist) ziehen in eine Kleinstadt im Süden Frankreichs, um ihrer erkrankten Mutter bzw. Frau Lana bessere Behandlungschancen bieten zu können. François nimmt dafür einen neuen Job an, Émile wechselt die Schule. Doch auf dem Weg zum Forschungsinstitut verunglückt der Krankentransporter und Lana verschwindet mit zahlreichen anderen Patient*innen in einem weitläufigen Waldgebiet.
Polizei und Militär sollen die »Critters« wieder einfangen, in der Bevölkerung herrschen Angst und Abneigung gegen sie. Und während François mit Hilfe der Polizistin Julia (Adèle Exarchopoulos) alles daransetzt, seine Frau zu finden, ist Émile gefangen zwischen Entfremdung und Schuldgefühlen. Im Wald lernt er den Vogelmutanten Fix (Tom Mercier) kennen und freundet sich mit ihm an. Währenddessen beginnt sein eigener Körper sich Stück für Stück zu verändern und es fällt ihm immer schwerer, das vor seinem Umfeld geheim zu halten …
»The Animal Kingdom« von Regisseur Thomas Cailley bildet gemeinsam mit dem Eröffnungsfilm »Vermin« die thematische Klammer des diesjährigen slash Filmfestivals und zeigt eine weitere Facette des Subgenres »Creature Feature«, diesmal an der Schnittstelle zum Coming-of-age-Film. Die innere Entwicklung von Émile geht Hand in Hand mit seiner äußeren Verwandlung: Das Krümmen des Rückgrats, der borstige Haarwuchs, das Zuspitzen von Zähnen und Krallen spiegeln sich im Konflikt mit dem Vater und der Auflehnung gegen Autoritäten.
Der Film fokussiert aber auf das Menschliche im Tier ebenso wie das Tier im Menschen und stellt – in der Tradition von »Mary Shelley’s Frankenstein« oder Tod Brownings »Freaks« – die Frage, wer letztlich die wahren »Monster« sind. Cailley thematisiert den Umgang mit dem Unbekannten und zieht Parallelen zu Fremdenfeindlichkeit und Ressentiments gegen physische wie auch psychische Krankheiten insbesondere junger Erwachsener, etwa Depressionen oder ADHS. Ein Aufruf zur Selbstreflexion und Akzeptanz des vermeintlich Andersartigen.