»Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!«, wusste schon Meister Goethe. Und heute? Tatsächlich muss man sich die Frage stellen, ob man nicht, anstatt weite Reisen zu fremden Kulturen zu unternehmen, sich einmal auf die kurze Entdeckungsfahrt zu jenen »fremden« Künstler*innen bzw. Musiker*innen begeben sollte, die sozusagen nebenan leben. Der Fußabdruck, den wir auf unserem Globus hinterlassen, würde so wohl auch ein verträglicherer sein. Zu hausbacken, gar beschränkt, dieser Gedanke? Daniel Haaksman, ein Weltreisender in Sachen Musik – wir verdanken ihm u. a. »Rio Baile Funk – Favela Booty Beats« und »African Fabrics« – ist für »With Love, from Berlin« daheim geblieben in der Metropole Berlin und hat Musiker*innen aus den unterschiedlichsten Ländern, die Berlin als ihr Zuhause gewählt haben, auf sein neues Album eingeladen. Das Marketing sagt, die neun Tracks seien »neun Postkarten aus Berlin« – keinen der Songs allerdings würde man so ohne Weiteres mit Berlin assoziieren. Aber es hat etwas mit »Musik für Orte« im weiteren Sinne zu tun, insofern es Ambient Music ist, angereichert zum Beispiel mit brasilianischen Flavours (Corpo Sujeito ft. Cibelle mit Brazil Broken Beats), jamaikanischen Riddims & Beats, melodisiert mit Akkordeon-Samples (City Life ft. Paul St. Hilaire) oder Zeitlupen-Reggaeton von einem Musiker*innen-Mix aus Peru, Mexiko und Israel. Ambient-House, Broken Beats, D’n’B-Grooves, Dub, Elektropop etc., alles fließt unangestrengt ineinander. Selbst kubanische Musik fügt sich nahtlos in diesen Reigen moderner Fusion. Bloß das seltsame Cover-Artwork muss mir noch jemand erklären.
Daniel Haaksman
»With Love, from Berlin«
Man Recordings
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