Hui, das flutscht! Zumindest in den Ohren des verkopften Rocknostalgikers. White Denim wurden vom britischen Musikmagazin »Uncut« bereits mit dem Attribut »Southern Prog« veredelt. Das trifft es wirklich ganz gut. Die vier Burschen aus Austin (Texas) haben zwar ziemlich sperrig begonnen, mit einem Gemüsesalat aus Punk, Prog und sonstigem Firlefanz, doch auf ihrem fünften Tonträger (zwei davon selbst verlegt) finden sie endliche eine goldene Mitte, der man das Mäntelchen Progrock hervorragend umhängen kann. Und zugleich wiederum überhaupt nicht. Denn klingen tut das gar nicht nach einschlägigen Bands, weder nach den Klassikern, noch nach den Metalablegern, noch nach Mars Volta. Eher schon haben sich hier Crosby, Stills, Nash & Young auf dem Stromgitarrenteil von »Four Way Street« mit der Allesausprobierkrankheit angesteckt. Das Resultat ist vom Hörererlebnis dennoch Progrock pur. Ein grandioser ?bergang jagt den anderen, oft genug auf halsbrecherische Weise. Auf ein keckes Riff folgt eine filigrane Stelle, die man nicht unbedingt haben muss, mit der Zeit aber doch lieben lernt. Astreine Popmelodien versinken in ausgefranste Songfragmente und kommen nicht wieder, weil das Stück ganz woanders hin abgebogen ist. Nach dem ersten Durchhören hat man das Gefühl, großartig gescheiterte Musik gehört zu haben, denn man behält nichts von dieser Musik, außer ihrer sperrigen Vielfältigkeit. Nach dem dritten, vierten Durchhören ist man im Progrockhimmel. Hui, wie das flutscht, wie leicht das den Burschen von der Hand geht. Man liebt jedes Stück ?? und kann trotzdem fast keines auf Anhieb nachsingen. Ein Meisterwerk. Nichts weniger.
White Denim
»D«
Downtown Music
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