»Compressions & Rarefactions« vom New Yorker Kenneth Kirschner wandert als CD mit Downloadzugang über den gut sortierten Ladentisch. Die CD präsentiert zwei Stücke bzw. 55 Minuten, die »Compressions«, der Download legt drei Stücke bzw. 350 Minuten nach, die »Rarefactions«. Knapp sieben Stunden also alles zusammen, eine Geduldsprobe für Freunde moderner Klassik, die jedoch durchaus ihren Reiz hat, zumindest wenn man sich irgendwo zwischen Morton Feldman, John Cage, Arvo Pärt oder den Vertretern der Minimal Music wohl fühlt. Das ist auch gleich das Hinkebein an der Sache, die ewig mitschwingende Frage, warum es denn gar so ausufernd lang sein muss, wo man doch nicht wirklich musikalisches Neuland betritt, sondern dem sperrig-sphärischen Minimalismus der berühmten Kollegen nur eine eher bescheidene persönliche Note hinzufügt – eben den epischen Gestus, der aus diesem Kammerkonzerten für Drones, Streicher und Echos eine Art Ambient für Anspruchsvolle macht (die selbst dort noch »Ambient« ist, wo sie pure Minimal Music ist). Ein im Ansatz ähnliches Werk hat übrigens auch Max Richter gerade mit »from Sleep« (Deutsche Grammophon) vorgelegt und zugleich gezeigt was herauskommt, wenn man diese Ingredienzien als bloße Attitüde umsetzt: hochkulturelle Warmluft, gerade gut genug, um einen PR-Ballon damit zu füllen. So schlimm stehen die Dinge hier bei weiten nicht. Womit »Compressions & Rarefactions« letztlich überzeugt, ist die Konzentriertheit und die Unbeirrbarkeit, mit der Kirschner ans Werk geht, nicht der Umstand, dass man sich beim flüchtigen Hören wieder einmal fühlen darf wie bei einem Rundgang durch Supermanns Kryptonithöhle (ja, diese grünen Kristalle, die so sphärisch-verzaubernd klingen würden, wenn sie singen könnten …), wodurch die Frage nach der ausufernden Länge in letzter Konsequenz doch positiv beantwortet werden darf. Ja, stimmt, das muss so lange sein, sonst entfaltet es ganz einfach nicht die nötige Wirkung, den betörend-hypnotischen Sog, der wohl der beste Grund ist, sich diese CD samt Downloads zu besorgen.
Kenneth Kirschner
»Compressions & Rarefactions«
12K
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