João Gilberto hat in den 1960ern im Alleingang aus dem Samba den Bossa Nova geschaffen und einige Schallplatten in die Welt geworfen, die zu dem Größten überhaupt zählen, was jemals geschaffen wurde. Auch wenn er damit selbst wohl nicht ganz einverstanden wäre, denn bis zum Ende seines Lebens befand er sich im Streit um die Rechte an seiner Musik, die er als verschandelt empfand (lästige Streicher z. B.), und verschwand letztendlich für immer in seiner Wohnung in Rio.
Bossa Nova, das ist wohl zuallererst João Gilberto, sein zartes, nahezu manisch perfektioniertes Gitarrenspiel, die tieftraurige Stimme und seine Texte, die von Corazón und Saudade sprechen wie kaum andere. »Chega de Saudade« von 1959 war sein erster Streich, »O amor, o sorriso e a flor« folgte sogleich, die Zusammenarbeit mit dem ähnlich der dunklen Seite des Seins nahestehenden Stan Getz und mit der Musik von Antônio Carlos Jobim schaffte er mit »Girl From Ipanema« einen Song, den wohl jede*r, die*der über zwei funktionierende Hörmuscheln verfügt, mal auf einem Saxophon-Mix gehört hat. Doch seine Stärke lag in den ganz leisen Songs, sein 1973 veröffentlichtes selbstbetiteltes Album zeigt ihn auf seinem künstlerischen Höhepunkt.
Und dann sollte es bald auch bergab gehen. Irgendwann zog er sich zurück in sein Hotelzimmer, trat nur mehr ganz selten (für viel Geld) auf, war hochverschuldet und wurde zum seltsamen Kauz, natürlich geliebt, aber auch kritisch beäugt. Verständlich, wieso denn auch zieht sich »der größte Künstler aller Zeiten« (Zitat: Caetano Veloso) zurück, statt die Welt mit seiner Musik zu einem besseren Ort zu machen? Nun ja, es ist zwar seine Entscheidung, aber schade allemal. Sogar schwer zu verstehen, was seine Magie ausmacht, dass manch eine*r sich auf den Weg macht, um Näheres über sich selbst herauszufinden – der Saudade, dem Weltschmerz, der typisch brasilianischen/portugiesischen Sehnsucht auf der Spur, um dann, wie weiland die Leser*innen des Werthers, sich das Leben zu nehmen. Seit dem 6. Juli 2019 ist João Gilberto tot. Uff.