Arvo Pärt anyone? Der estnische Komponist, der etwa Mitte der 1970er an der Zwölftonmusik verzweifelte, sich dann für Jahre des Schweigens zurück zog und schließlich den Dreiklang, den Rückgriff auf Kirchentonarten und die große Schlichtheit für sich entdeckte? Und der dann spätestens mit seinem »Stabat Mater« zum Kultkomponisten für die einen (»Endlich wieder Schönheit, die ergriffen macht!«) und zum Brechmittel für die anderen (»Diese Anbiederung, dieser Rückgriff, dieser Harmlosigkeit!«). Pärts »Stabat Mater« ist allerdings ein Stück, deren hypnotisch-inniger Stimmung man sich kaum entziehen kann. Ein ähnlicher Effekt stellt sich bei dem knapp 38-minütigen Stück des britischen Komponisten Monty Atkins ein, das für mehrere, übereinander gelegte Cellospuren konzipiert ist (eingespielt vom Cellisten William Mace). Es sind insgesamt 28 Melodiefragmente, die während des ganzen Stückes gespielt und ineinander geschoben werden. Diese leichte Unterkomplexität bringt natürlich in erster Linie eine sehr sphärische, meditative Wirkung. »Borderlands« ist im Prinzip eher klassische Ambientmusik und hat darum in kompositorischer Hinsicht sehr wenig mit den Arbeiten Pärts gemeinsam, doch die Wirkung auf die HörerIn ist ähnlich betörend. Ein Brechmittel also für die Freunde des Dissonanz, aber für Pärt- und Ambientfans ein 38-minütiges Eldorado.
Monty Atkins
»Borderlands«
Audiobulb
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