Das Cover sieht großartig aus. Aus einem hübsch gezeichneten Totenkopf raucht es raus, klar doch: Hier erwartet uns ein total verkiffter Großstadtgroove von einer Horde infantiler Fummelcretins. »Ey Mann, ich hab’s! Wir nennen das Album Blowjob, ihr wisst schon, Mädels, Hosentüren ?? eheheh ??« Ja, weit gefehlt, völlig falscher Film. Kjetil Møster ist ein Tenorsaxophonist und der »Blowjob« geht ganz zu seinen Lasten. Es ist ein Soloalbum, auf dem vom ersten bis zum letzten Takt die Sounderzeugungsmöglichkeiten des Tenorsaxophons ausgereizt werden. Schnatternd, überblasend, melodiös, krächzend, kratzend, disharmonisch, katatonisch, kakophonisch. Da könnte man jetzt sagen »Wow« und sich von der Floskel, dass der Mann das Tenorsaxophonspiel in seiner Heimat Norwegen »redefiniert« habe, den Sand säckeweise in die Augen wehen lassen. Aber well, hier kommt die Rezensentenkeule. Das ist innerhalb eines Jahres die vierte Solosaxophon-CD, der vierte Versuch eines Musikers, sein ultimatives Instrumentalstatement abzuliefern. Und zum vierten Mal muss ich dazu schreiben, dass die Virtuosität ebenso groß ist wie die Fragwürdigkeit der Notwendigkeit eines derartigen Unterfangens. Vor allem hinsichtlich jener HörerInnen, die nicht gerade Saxophon spielen. Sollen ja doch ein paar sein. Wir hören also erneut strenge Musik für Eingeweihte.
Kjetil Møster
»Blowjob«
+3db Records
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